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Archiv Erika + Jürg - Reiseberichte - Südamerika 2010+ - Chile 2011 - Santiago

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18. … 22. Januar

Reiseroute: Victoria – Lebu – Tome – Curico - Santiago, total 995km. Fotogalerie

Nach Santiago

(Fotogalerie)
Nachdem wir nun einige Tage im Landesinnern  und in Andennähe verbracht haben, wenden wir uns der Küste zu. Die sogenannten Küstenanden bilden gegen den Pazifik hin den ersten Wall, und trennen das flache Binnenland vom Meer. Sie sind überzogen mit landwirtschaftlich genutzten Feldern, vor allem Viehwirtschaft und Getreideanbau. Je nördlicher wir fahren, desto mehr ist dann Holzwirtschaft vorherrschend. Wir sehen modernste Geräte im Einsatz beim Absägen und Abasten der Bäume. Das meiste Holz wird zur Zellstofferzeugung verwendet und in dieser Form in alle Welt exportiert.

Wir treffen aber auch auf einen kleinen Sägebetrieb, wo Arbeiterteams mit etwas altertümlich anmutenden Bandsägen  und Fräsen die schweren Stämme zu Balken und Brettern formen. Sie arbeiten ohne Pause und verlieren keine Sekunde in ihrer Zusammenarbeit wenn es darum geht, den nächsten Baumstamm hochzuhieven, oder einige Schwarten zu etwas kleineren Brettern umzuformen.

300m weiter entdecken wir dann einen weiteren Kleinbetrieb, welcher ebenso mit viel Handarbeit die Balken und Bretter zu Paletten verbindet.

Der Fischerort Lebu ist nicht sehr romantisch, zumindest nicht so, wie wir ihn erwartet hatten. Die Leute sind hier recht arm und haben wenig übrig für Umwelt- und Landschaftsschutz. Vor dem Ort und am Strand ist alles mit Unrat übersät. Die Fotos von ein paar schmucken Fischerkuttern lassen darüber nicht hinwegtäuschen.

Von hier bereisen wir weiter die Küste in nördlicher Richtung, und es ist genau jener Abschnitt, welcher am 27. Februar 2010 von jenem fürchterlichen Erdbeben mit Stärke 8.8 getroffen wurde, und mehrere Orte am Meer auch vom nachfolgenden Tsunami.

Wir übernachten im schmucken und fast unzerstörten Städtchen Tome. Aber nach dem Besuch der Küstenorte Curanipe und Constitution reicht es uns. Wir sind hier fehl am Platz, um für den Tourismus erste Umsätze zu generieren.

Bedrückt fahren wir ins Landesinnere, um den traurigen Bildern zu entfliehen. Das hilft aber noch auf lange Strecken nicht, denn das Erdbeben hat auch dort die schwächeren Gebäude schonungslos „eliminiert“.

Via Curico erreichen wir schliesslich die Hauptstadt Chiles, Santiago.

Chile ist ein wunderbares Land mit einer vielseitigen Natur. Wir können verstehen, wenn früher Auswanderer oder in heutigen Zeiten Aussteiger oder ganz einfach Reisende hier hängen bleiben.

Aber die Menschen hier bezahlen einen hohen Zoll für die schöne und fruchtbare Natur: Dauernde Gefahr von schweren Erdbeben und Tsunamis, Ausbrüche von Vulkanen mit Aschenregen, Lavaausflüssen und periklastischen Strömen.

Santiago

(Fotogalerie)

In einer 5Millionenstadt fühlt man sich mit seinem Landcruiser eigentlich nicht wohl. Wir kennen ja bereits den eigennützigen und rücksichtslosen Fahrstil der Chilenen. Hier ist aber alles noch viel hastiger. Ich muss mich höllisch auf die Verkehrsampeln, die Einbahnstrassen, die Kein Vortritts Tafeln, und auf die links und rechts vorfahrenden Fahrzeuge konzentrieren, und dann noch den Weg zu unserm Hostel finden. Wir schaffen es schliesslich und lassen dann den Geo gleich einmal stehen.

Wir erkunden die Stadt in bewährter Manier per Sightseeing-Bus und zu Fuss.

Was uns verwundert, ist der Mut, mit dem man hier Hochhäuser baut. Auch hier sehen wir nämlich beschädigte Häuser. Das Erdbeben vom 27. Februar 2010 hatte hier immer noch eine Stärke von 7.4!

Aber man scheint sich hier der Sache sicher und baut munter weiter in die Höhe. Eines der Hochhäuser sei weltweit ein Beispiel für Erdbebenfestigkeit und Energiebilanz, sagt man uns. Wenn die nur recht behalten…

Ein Kontrast zu den modernen Hochbauten und den vielen wundervollen klassischen Gebäuden sind die elektrischen Verkabelungen der Häuser, welche einfach oberirdisch längs den Strassen gezogen werden und den Häusern zugeführt. Ein wahrer Salat von Kabeln, grossen Spleissmuffen, Abspannungen und vielem Anderen.

Manchmal sieht es nicht gerade sehr fachmännisch aus (höfliche Form für Bastelei und Murks!). Es wundert uns nicht, dass es hier immer wieder Brände gibt…

Aber Santiago ist eine sehr schöne, lebendige und eine grüne Stadt.