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Archiv Erika + Jürg - Reiseberichte - Südamerika 2010+ - Paraguay 2010 - Nach Villarrica

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25 … 28.November

Reiseroute: Concordia – Posadas- Encarnation – Villarrica – Asuncion - Clorinda, total 1104 km. Fotogalerie

Für den Paraguaybesuch haben wir ähnliche Beweggründe wie für den Besuch Uruguays, nämlich zumindest mal den Vergleich zu den viel grösseren Nachbarländern ziehen zu können.

Auch Paraguay ist relativ klein mit etwa dreifacher Grösse der Scheiz und hat lediglich etwa 6 Millionen Einwohner. Es ist angeblich das zweitärmste Land Südamerikas, nach Bolivien.

Bei Posada in Argentinien überqueren wir den Rio Parana und passieren den paraguayanischen Zoll. Damit befinden wir uns in Encarnation, einer lebendigen Stadt, allerdings wenig sauber, mit vielen abbruchreifen Fahrzeugen auf der Strasse, und relativ wenig Nobelkarossen.

Hier passiert mir auch zum ersten Mal auf unserer Reise ein kleiner Unfall, weil ich beim Rückwärtsparkieren die Motorhaube des Autos eines drängelnden Paraguayaners etwas eindrücke. Nach gestenreichen Erklärungen fordert der Mann umgerechnet etwa 50 Schweizerfranken, welche ich ihm ohne Umstände auch sofort gebe.

Ab hier fahren wir auf staubiger Piste durch tropische Wälder Richtung Norden.

Mein Vater beabsichtigte 1946, mit der gesamten Familie nach Villarrica in Paraguay auszuwandern. Das Vorhaben kurz nach dem Krieg scheiterte damals am Fehlen von genügend Schiffspassageplätzen für die 6-köpfige Familie. Ich möchte 64 Jahre später nun doch noch den Fuss auf den Boden dieses Landes und dieser Stadt setzen.

Was wäre wohl geworden aus uns?

Was hätte mein Vater hier fertig gebracht als Farmer?

Was wäre aus uns Kindern geworden?

Welche Berufe hätten wir wohl ergriffen?

Dies sind so meine Gedanken, als wir staubschluckend nordwärts kurven und viele schmale und romantische Holzbrücken zu überwinden haben. Die Gegend wird langsam trockener und Farmland nimmt den Platz der tropischen Wälder von vorher ein…

Villarica entpuppt sich als lebendige, farbenfrohe und recht saubere Stadt mit etwa 50‘000 Einwohnern. Zwar hat es auch hier viele antike und kaum fahrbare Autos, aber auch eine grosse Zahl neuwertiger und teurer Exemplare, sowie eine Unzahl von Motorrädern. Mit Pferdekutschen werden zudem Taxidienste verrichtet, und nicht etwa speziell für Touristen gedacht.

Es scheint, das Villarrica ein Geheimtyp ist und eine besondere Lebensqualität für paraguayanische Verhältnisse aufweist. Auf jeden Fall wollen die hier Wohnenden keinesfalls mit der Hauptstadt Asuncion tauschen.

Nach wenigen Tagen verlassen wir dann Paraguay via diese Grossstadt Asuncion, überqueren den Rio Paraguay und befinden uns erneut im hohen Norden Argentiniens.