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Archiv Erika + Jürg - Reiseberichte - Südamerika 2010+ - Anreise

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19. … 28. Oktober

Reiseroute: Zürich – Amsterdam – Kapstadt – Riversdale – Port Elizabeth – Mthatha – Amanzimtoti – Durban – Johannesburg – Sao Paulo – Rio de Janeiro, total 20578 km. Fotogalerie

Unsere „Sommerferien“ in der Schweiz sind rasch vorüber und mit neuer Lust starten wir zu unserer nächsten Reiseetappe, welche uns auf einen neuen Kontinent bringen soll. Zu diesem Zweck muss aber vorerst unser Geo - welcher bisher noch brav im Store in Kapstadt auf uns wartet - nach Südamerika verschifft werden.

Eigentlich haben unsere  Abklärungen und die Überraschungen, welche ein solcher Containertransport mit sich bringt, bereits im Juni begonnen, als wir nach intensiver Suche im Internet konstatieren müssen, dass von den in früheren Jahren wöchentlich mindestens drei verschiedenen Containerschiffen von Südafrika nach Brasilien und Argentinien gerade mal noch eines übrig geblieben ist, wegen der gegenwärtig schlecht genutzten Transportkapazitäten infolge der Weltwirtschaftskrise. Keine der Reedereien ist zudem ein halbes Jahr voraus bereit, auch nur irgendeine Aussage über einen Schiffsfahrplan für den kommenden Oktober zu machen. So ist es schliesslich unsere Absicht, einen Monat vor Abreise die Schifffahrpläne und Offerten einzuholen, alles zu fixieren, sowie einen dazu passenden Flug von Südafrika nach Südamerika zu buchen.

Die Hanjin Shipping Line bietet schliesslich gegen Ende September wöchentliche Abfahrten an ab Durban, welche jeweils nach 9 Tagen in Rio de Janeiro anlegen, nach 14 Tagen in Montevideo und nach 15 Tagen in Buenos Aires. Wir bestellen bei Rita in Kapstadt die (kürzeste) Überfahrt nach Rio, und buchen nach Ritas Bestätigung des Containertransfers auch den Flug von Durban nach Rio.

Dann endlich reisen wir los, mit einem Tagesflug von Amsterdam nach Kapstadt. Gespannt beobachten wir die wechselnden Strukturen und Landschaften der Sahara, und schliesslich der langsam grüneren Gebiete in Tschad und Kamerun. Wir sind auch etwas wehmütig gestimmt: Es ist wie ein Abschied von unserem Lieblingskontinent Afrika. Dann geht die Sonne unter und wir durchfliegen während Stunden tropische Gewitter über Kamerun, den beiden Kongo und Angola. Kurz vor Mitternacht landen wir in Kapstadt, wo uns Peet erwartet und zu sich nach Hause bringt.

Neben dem Wiedersehen mit Ritas Familie wartet uns hier die erste Überraschung: „Unser Schiff“ fährt eine Woche später! Natürlich werden wir den Container zum ursprünglich geplanten Zeitpunkt laden und dann abfliegen. In Südamerika werden wir nun eine Woche länger warten müssen. Noch immer ist keine Offerte vom Agenten in Rio de Janeiro eingegangen, welcher in seinen Mails von Schwierigkeiten mit dem Import des Geo geschrieben hatte.

Am nächsten Morgen holen wir den Geo aus seinem Verliess. Der Motor springt sofort an, die Drücke in den Pneus sind noch wie beim Einlagern. Vor Peets Haus laden wir alles etwas um, montieren aber die Ersatzräder und Kiste nicht auf das Dach, weil wir ja in wenigen Tagen in Durban alles wieder demontieren müssten. Dies bedeutet, dass wir vorerst die Inneneinrichtung des Geo weder zum Kochen noch zum Schlafen nutzen können.

Etwa um 13Uhr verabschieden wir uns von Rita und Peet und fahren los, Richtung Garden Route. Wir hoffen, die Gegend nun in voller Protea-Blütenpracht zu sehen. Es hat zwar viele blühende Blumen, aber die Proteazeit ist bereits vorbei. Wir geniessen aber die Finbos-Landschaft in vollen Zügen.

Die Hauptverbindungsstrasse und die Gegend bis Port Elizabeth kennen wir bereits, denn wir haben sie ja mit Franziskas Familie schon zweimal bereist. Von hier aus geht’s durch die Transkei, welche uns von weissen Südafrikanern etwas warnend als „very black“ beschrieben wird. Das kann uns natürlich nicht abhalten, denn wir haben ja das noch „blackere“ Westafrika bereist…

Allerdings fahren wir die erste Reiseetappe in der Transkei durch Nebel und Wolken, und können eigentlich von der Landschaft nichts sehen. Auch darum, weil wir höllisch konzentriert auf den Verkehr aufpassen, weil die hier wirklich fahrlässig Auto- und Velofahren. Wir kommen an drei schweren Unfällen vorbei….

Abends haben wir wieder Internetverbindung und wir können endlich die Offerte des Rio-Agenten studieren. Neben happigen Agenten-Kosten für die Auslösung des Containers sollen wir dem brasilianischen Zoll ein Depot von 5000$ für unser Auto leisten. Nun reicht es mir. Ich telefoniere Rita, dass wir das Auto nach Buenos Aires schicken werden. Dies dauert zwar noch länger, dafür können wir mit dem Carnet de passage den Landcruiser (voraussichtlich) ohne Probleme ins Land nehmen.

Der zweite Reisetag in der Transkei lässt uns nun das gebirgige Land besser geniessen, auch den gefährlichen Verkehr haben wir so besser im Visier. Plötzlich werden die Strassen besser, die Häuser sind weniger ärmlich, wir sind im Distrikt Natal (also nicht mehr so „black“…). Wir erreichen die Küste zum indischen Ozean und kurz vor Durban wählen wir ein kleines Hotel in Amanzimtoti als Standort für unsere letzten Tage in Südafrika.

Von hier aus kontaktieren wir Johan, den Angestellten von MS Cargo, sowie Suresh Sookoo, welcher unseren Landcruiser in den Container laden wird.

Von nun an klappt  alles ganz ordentlich, denn am Folgetag verladen wir den Geo innert einer Stunde im Container, plombieren diesen und ich bringe meine eigenen Vorhängeschlösser an, in der Meinung, dass ich in Südamerika dann beim Öffnen wirklich dabei sein würde…

Allerdings muss ich mich noch bei Rita ins Zeug legen, damit ich ein Zertifikat der abgeschlossenen Transportversicherung erhalte, sowie eine Bestätigung, dass ich den Landcruiser im Container an MS Cargo übergeben habe.

Wie immer auf unserer Reise stellt sich uns die Frage: Sollen wir zu jemandem oder einer Organisation ganz einfach Vertrauen haben, oder sollen wir uns alles schriftlich bestätigen lassen? Alles Philosophieren und Abwägen nützt hier aber eh nichts. Der Geo ist nun im Container und demnächst im Schiff unterwegs, und uns wird erst wieder wohl sein, wenn wir ihn in etwa drei Wochen wohlbehalten in Buenos Aires aus dem Container geholt haben werden…

Am Folgetag fliegen wir über Johannesburg und Sao Paulo nach Rio de Janeiro.