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Archiv Erika + Jürg - Reiseberichte - Südamerika 2010+ - Chile 2011 - Putre

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31. Januar … 06. Februar

Reiseroute: San Pedro de Atacama – Iquique – Arica – Putre, total 965 km. Fotogalerie

Iquique

(Fotogalerie)

Die ursprüngliche Absicht, von San Pedro de Atacama aus direkt auf den Altiplano von Bolivien zu fahren, lassen wir wegen des regennassen Salar de Uyuni fallen. Wir wollen den Geo nicht ruinieren mit einer langen Salzwasserfahrt. Wir beschliessen stattdessen via Iquique, Arica und Putre ganz in den Norden Chiles zu fahren, und erst von dort nach Bolivien einzureisen. (Dieser Entscheid wird sich im Nachhinein als falsch erweisen…). Wir haben also weitere fast 1000km Fahrt durch die Atacamawüste vor uns. Die erste Etappe führt wiederum über das Hochplateau, wobei wir viele verlassene Minensiedlungen sehen, sowie viele Abzweiger und Hinweisschilder mit Strassen zu heute noch betriebenen Minen.

Hie und da ist das etwa 1200m hohe Wüstenplateau von Flüssen tief eingeschnitten. Hier fährt man runter bis auf wenige 100müM, trifft auf ein grünes Tal mit Siedlungen und Pflanzungen. Auf der anderen Seite geht’s dann steil wieder hoch zur Wüstenebene.

In einer solchen grünen Talsiedlung können wir während unseres Lunch-Picknicks zusehen, wie man Werkstatt- und Materialcontainer für eine Baustelle ganz ohne Kran vom Lastwagen „nimmt“ und am vorgesehenen Ort positioniert. Die Männer benutzen ganz einfach ihren Bagger und ziehen den Container hinten ab der Ladefläche, wobei ein Trax stützende Hilfsdienste leistet. Die Manöver brauchen etwas Zeit, aber es funktioniert auch so. Bei diesen riesigen Distanzen hier wäre das Herholen eines mobilen Kranes viel zu teuer… Der Chef der Gruppe erklärt mir, dass sie hier eine Baustelle einrichten, um die alte, leichte Brücke zu ersetzen. Vorgesehene Bauzeit sei 5 Monate.

Später hält uns die Polizei auf. Was habe ich wohl falsch gemacht? Aber nein, es ist nur eine Sperre der Strasse, damit ein Schwertransport mit einem riesigen Kipperfahrzeug uns kreuzen kann.

Dann erreichen wir Iquique, welches seine Glanzzeiten zu Zeiten des Salpeterexports hatte. Noch heute ist es ein bedeutender Hafen, in welchem Kupfer, andere Metalle und Mineralien verladen werden in alle Welt. Iquique hat etwa die Grösse von Basel und ist eine recht saubere und malerische Stadt, welche die Gebäude aus dem 19. Jahrhundert pflegt, zumindest im Stadtzentrum. Einige der wasserführenden Wüstentäler in der Nähe vermögen die Stadt ganz gut mit Gemüse und Früchten zu versorgen. Allerdings wird man überall dazu angehalten, Wasser zu sparen…

 

Arica

(Fotogalerie)

Am Folgetag reisen wir weiter und erklimmen mit unserem Geo die Felswand über der Stadt, um wieder auf die Höhe des Wüstenplateaus zu gelangen. Hier besuchen wir die verlassene Minenstadt Humberstone, welche heute als Museum hergerichtet ist. Humberstone lebte damals ebenfalls vom Salpeterabbau und –Export.

Es ist interessant und lehrreich, die alten Küchengeräte, Werkstatteinrichtungen und Möbel zu betrachten. Man beginnt so zu grübeln, wer den wann das erste Zahnrad gefeilt hat…

Erika ist begeistert über die vielen Metallspielsachen, welche äusserst einfach gestaltet sind. Vieles erinnert uns dabei an das heutige Westafrika, wo die Schwarzen mit geschickten Händen aus Coca Cola-Büchsen allerlei Spielsachen machen…

Erneut überwinden wir mehrere tiefe und fruchtbare Taleinschnitte, wobei uns das viele Grün inmitten der Atacamawüste immer von neuem erstaunt. Schliesslich erreichen wir die Hafenstadt Arica, welche ebenfalls für Importe und Exporte des Bergbaus wichtig ist, aber gleichzeitig auch den Haupthafen für das Binnenland Bolivien darstellt. Arica ist uns noch sympathischer als Iquique. Wir bleiben hier mehrere Tage und mischen uns unter die Einheimischen in der Fussgängerzone. Es hat kaum Touristen, oder diese sind nicht zu erkennen als solche.

Putre

(Fotogalerie)

Schliesslich nehmen wir den grossen „Berg“ in Angriff und fahren hinauf nach Putre, auf 3500müM. Es ist, als ob die Atacama hier schräg gestellt worden wäre. Kontinuierlich windet sich die Strasse durch trockenste Felswüste hoch. Einige fast verdorrte Kandalaberkakteen säumen die gut ausgebaute und geteerte Strasse. Kurz vor Putre hat es wieder etwas mehr Bewuchs, und die dunklen Regenwolken erinnern uns daran, dass hier oben auf dem Altiplano der sogenannte bolivianische Winter abgehalten wird.

Schwer atmend klettern wir in Putre aus dem Geo und wählen eines der Hostels zum Übernachten. Wir haben beide Kopfweh, Erika ist zudem übel. Wir haben in einem Zug die Höhe von 0 auf 3500m überwunden. Nun haben wir Höhenanpassprobleme. Noch schlimmer ist es dann während der Nacht. In der Morgenfrühe suche ich im Internet Wissenswertes über Höhenkrankheit. Nun wird mir erst klar, dass das Übernachten auf grosser Höhe viel schwieriger ist, als einenTagesausflug zu machen auf grosse Höhe. Die Anpassung, d.h. die Bildung von roten Blutkörperchen braucht Zeit und kann bis zu 14 Tagen dauern.

 

Wir bleiben einen weiteren Tag hier in Putre, denn ein Weiterreisen über einen Pass von 4500m auf den bolivianischen Altiplano von durchschnittlich 4000 bis 4500m Höhe ist vorerst nicht zu denken…

Die Symptome werden aber am zweiten Tag nicht merklich besser.

Wir fühlen uns wie in der Falle, weil es zwischen Arica und Putre keine Ortschaft gibt mit einer Zwischenhöhe. Alternative Routen via Peru, um langsamer auf die grosse Höhe des Altiplano zu gelangen, verwerfen wir, weil wir ja unsere Flug/Container-Rückreise im frühen März ab Buenos Aires schon fixiert und bestellt haben. Die Zeit reicht nun nicht mehr für solche Übungen.

Es erweist sich nun als Fehler, nach den Tagen in Calama und San Pedro de Atacama, beide auf etwa 2300müM gelegen, zudem mit mehreren Ausflügen auf über 4000müM, die dort bereits etwas gewonnene Höhenanpassung preisgegeben zu haben. Als die zweite Nacht ebenso schlecht ist wie die erste, beschliessen wir den Rückzug, und somit das Bereisen des bolivianischen Altiplano fallen zu lassen.