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Archiv Erika + Jürg - Reiseberichte - Südostafrika 2010 - Tansania 2010 - Serengeti

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13. … 15. Februar

Reiseroute: Arusha-Seronera-Gamedrive-SerengetiGate, 3 Teiletappen, total 641 km. Fotogalerie(n)
Die Erinnerung an unsere erlebnisreiche elftägige Safari im Jahre 2001 in die Serengeti und in den Ngorongoro-Krater ist noch wach und wir wollen die grosse Wanderung (Migration) der Gnus und Zebras im Gebiet der Serengeti unbedingt noch einmal erleben. Zu eindrücklich war das damals…
Die von Bernhard Grzimek erforschte jährliche Wanderung der gegen eine Million Gnus, sowie einiger hunderttausend Zebras und fast ebenso vieler Thomson-Gazellen findet auf dem Gebiet des National Park Serengeti, der Massai Mara (in Kenia) und in der Ngorongoro Conservation Area statt, einem Gebiet, welches zusammen eine grössere Fläche einnimmt als die Schweiz.
Die durch die Tiere zurückgelegte jährliche Schleife ist in der Grössenordnung von 700km. Der nördlichste Teil des Wandergebiets liegt auf dem Äquator, weshalb hier typischerweise zwei Regenzeiten pro Jahr stattfinden. Und gerade die Regen- und Trockenzeiten sind die Triebfeder für die sogenannte Migration, die grosse Wanderung.
Die Leute hier sind in Sorge, dass die Klimaänderung die Regen- und Trockenzeiten lokal und grossräumig derartige verändern könnte, dass die Tiere irritiert sein könnten, und aus dem Rhythmus geraten könnten.

Im Moment (Februar) befinden sich die riesige Anzahl der Migrations-Tiere  im Gebiet der Ngorongoro Conservation Area, als in den Ebenen nördlich von und im Ngorongoro-Krater selber. Sie verbleiben grossräumig verteilt etwa 3 Monate in diesem Gebiet, bevor sie dann im April gegen Nordwesten aufbrechen und in grossem Bogen schliesslich im September in der Massai Mara ankommen.
Die Fahrt von Arusha ins Zentrum der Serengeti nach Seronera ist heute -neun Jahre nach unserem ersten Besuch - dank einer super Asphaltpiste bis zum Ngorongoro-Gate wesentlich einfacher. Allerdings ist der erste Tag für uns trotz allem beschwerlich, weil unser Führer und Fahrer diese Strecke in einem einzigen Tag zurücklegt.
Wir durchqueren also das Gebiet der wandernden Gnus, Zebras und Gazellen nördlich des Ngorongoro-Kraters und treffen anschliessend in der zentralen Serengeti  auf sesshafte Tiere. Neben den Elefanten, Büffeln, Giraffen, Kuhantilopen und vielen kleineren Gazellenarten sind hier sesshafte Sippen von Löwen, sowie Geparden und Leoparden als Einzelgänger anzutreffen.

Natürlich hat es auch sesshafte Gnus und Zebras. (Andererseits gibt es Löwenfamilen und Geparde, welche die grosse Wanderung mitmachen, indem sie ihrer potenziellen Beute folgen).

Wir treffen die zentrale Serengeti bei Seronera grün an, das Gras ist relativ hoch und blüht, weil die Regenzeit erst vor kurzem hier durchgezogen ist. Unsere Pirschfahrten bedeuten geduldiges Beobachten und Suchen, z.T. in riesigen Grasebenen, z.T. in Savanne mit Büschen und Bäumen durchsetzt. Wir umkurven die für die Serengeti typischen Felsformationen, welche aus dem Grasland herausragen und spähen nach Raubtieren.
Wir haben auf unseren Fahrten einen guten Führer sowie viel Glück; wir können mehrere Leoparden aufspüren und zusehen, wie sie äsend durchs Gras streichen, oder sich auf Ästen von hohen Bäumen gemütlich räkeln. Wir kommen im besten Fall bis auf etwa 40m an sie heran. Mit dem Feldstecher lassen sich diese edlen Tiere gut beobachten.

Am zweiten Tag treffen wir frühmorgens auf eine Büffelherde von über 500 Tieren. Später entdecken wir in einsamer Grassavanne eine Gepardin auf einem Termitenhügel sitzend und einige Gazellen beobachtend. Hie und da rückt sie vor, zum nächsten Hügel. Aber die Gazellen sind noch viel zu weit entfernt für einen Angriff. Dann schaut sie zurück, und wir können im Feldstecher erkennen, dass ihr durchs hohe Gras drei putzige Jungtiere folgen, und anschliessend zur Mutter auf den Termitenhügel klettern und sich an sie kuscheln. Wir warten und hoffen, eine Jagd miterleben zu können. Nach einigen Anschleich-Etappen wagt sie einen Angriff: Ich schätze die Distanz zu den Gazellen ist etwa 200m. Diese reagieren aber blitzschnell und lassen sich in keiner Weise überraschen. Die Gepardin bricht auch sofort ihren Versuch wieder ab und kehrt zu den Jungen auf dem Termitenhügel zurück.

Auch die dritte grosse Raubkatzenart erleben wir mehrfach. Zuerst erspähen wir drei Löwinnen, welche auf hohen Felsen unter Schatten spendenden Bäumen Siesta halten, ohne die Kontrolle über die Grasebene preis zu geben. Dann treffen wir auf ein Löwenrudel, welches nur Stunden zuvor einen Wasserbüffel erlegt hatte, und nun abwechslungsweise in dessen Bauchhöhle alles Mögliche herausfrisst. Während die einen an der Beute „arbeiten“, liegen die andern faul im Gras herum und scheren sich überhaupt nicht um die inzwischen zahlreichen Touristen mit ihren 4x4-Fahrzeugen, welche alle die Szene beobachten.

Am folgenden Morgen fahren wir zur gleichen Stelle. Die Löwenfamilie ist immer noch entweder am Fressen oder am Faulenzen. Eine Anzahl Wasserbüffel nähert sich grasend einer Wasserstelle, wo eine Löwin mit ihren drei Jungen liegt. Als dieser die Distanz zu klein wird, springt sie auf und zieht sie sich mit den Jungen zurück. Nach einer ersten Schreckreaktion der Büffel beim Anblick des Raubtieres beruhigen sie sich wieder und löschen schliesslich 30m von der Löwensippe entfernt ihren Durst.

Auch die etwas kleineren Räuber wie Tüpfelhyäne und Schabrakenschakal treffen wir mehrfach.
Unser Fahrer und Führer rechnet uns  vor, dass wir nun vier der „Big Five“ gesehen hätten, nämlich Elefant, Wasserbüffel, Löwe und Leopard. Uns fehlt nur noch das Nashorn, welches wir dann im Ngorongorokrater zu sehen hoffen.
Wenn man so auf „Löwen- und Leopardenjagd“ eingeschworen ist wie wir, achtet man etwas weniger auf die „gewöhnlicheren“ Warzenschweine, Flusspferde, Krokodile, Paviane, Giraffen, Kuhantilopen, Impalas, Grant Gazellen, Thomson Gazellen und Wasserböcke. Zu unrecht. Auf den riesigen Grasflächen sind nur wenige davon  und nur kleine Gruppen anzutreffen; umso majestätischer wirkt dann deren Anblick in der endlosen Weite.
Aber was wäre die Serengeti ohne die zahlreiche vertretene Vogelwelt? Da sind mal die am Boden herumstolzierende grossen Exemplare wie Strausse, Riesentrappen, Schwarzbauch- und Weissbauchtrappen sowie Sekretärvögel, nicht zu vergessen die kleineren Perlhühner und Frankolins; auf Bäumen und in der Luft Adler oder Aasfresser wie Geier und Marabu.

Aus Europa gekommen sind tausende von schwarzen und weissen Störchen. Schöne farbige und kleine Vögel sind die Braunbauchglanzstare, die Gabelracken und die Büffel-Weber. Sie sind nicht scheu und lassen sich aus der Nähe betrachten und fotografieren. In  der Nähe von Gewässern sieht man Graureiher, weisse Reiher, Kiebitze und Nilgänse. sowie die grossen Sattelstörche mit dem gelbroten Schnabel.
Neben allem Beobachten von Tieren geniessen wir fortwährend die besondere Landschaft, die riesigen Grasflächen, die Buschsavanne mit den typischen Schirmakazien und weiteren wohlgeformten Bäumen, oder die aus der weiten Grassavanne emporragenden Felsformationen mit Buschwerk und Bäumen darin und  darüber, jede einzelne davon mit einem individuell geprägten Aussehen.