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Archiv Erika + Jürg - Reiseberichte - Südostafrika 2010 - Tansania 2010 - Ngorongoro

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15. … 17. Februar

Reiseroute: SerengetiGate-Manyara-Arusha, 3 Teiletappen, total 360 km.
Unsere Rückreise vom Serengeti National Park führt durch die Ngorongoro Conservation Area, wo wir uns diesmal etwas mehr Zeit nehmen, die Tiere der Migration zu beobachten.
Fotogalerie Migration
In den Ebenen vor dem Ngorongorokrater sind die Gnus, Zebras und Thomson Gazellen auf riesigen Flächen verteilt anzutreffen, grasend, ohne ersichtlichen Wandertrieb, weil sie sich ja in diesen Gebieten fast während drei Monaten (Januar, Februar, März) aufhalten.

Die Herden scheinen durchmischt mit Schwarz- und Weissstörchen, welche sich ebenfalls nur temporär  hier aufhalten. Allerdings haben diese europäischen Vögel den weit grösseren Weg zurückzulegen auf ihrer Heimreise. Hier gibt es seitlich der Hauptstrasse keine „Game Drive-Wege“, so dass man alles aus der Distanz betrachten muss.

Ich würde jedem Besucher der Serengeti empfehlen, einen solchen Reisemonat zu wählen, wo die grosse Wanderung durch ein Gebiet führt, wo viele Gamedrive-Strässchen existieren, und wo die Wanderung jeweils in starker Bewegung ist.
Für die zentrale Serengeti bei Seronera sind dies die Monate Mai/Juni, für die Massai Mara in Kenia die Monate September/Oktober, für Loliondo im Nordosten der Monat November. Aber selbstverständlich hat niemand eine Garantie für einen exakten zeitlichen Vorbeimarsch, und auch die Klimaveränderung wird das Ihrige zur
Verunsicherung beitragen.
Langsam steigt die Piste an in Richtung des Ngorongoro-Kraterrandes. Hier hat es nun öfters Massai-Dörfer, und wir entschliessen uns, eines davon  zu besuchen.
Fotogalerie Massai
Die Massai lebten ursprünglich als Nomaden in vielen Gebieten von Tansania, vor allem von der Viehhaltung. Sie wurden schon vor über 50 Jahren aus der Serengeti verdrängt, ebenso aus dem Ngorongorokrater.

Wir müssen 50$ „Eintritt“ bezahlen, dann veranstaltet das ganze Dorf einen Empfangstanz für uns. Anschliessend machen die Männer singend eine Art Hochsprungmeisterschaft und wir
dürfen in eine enge Lehmhütte schlüpfen, wo uns der Massaiführer die „Zimmer“ erklärt: eine Abteil für die Eltern, eines für die Kinder, in der Mitte die Kochstelle… Zum Schluss sehen wir den Kindergarten, wobei die Kleinen westliche Kleidung tragen und auf einem Stein sitzen. Bei der Weiterfahrt geniessen wir die pittoresken Bilder der grossen Viehherden im saftigen Grün der Abhänge des Ngorongoro, jeweils mit einem einzigen, rot bekleideten Massai als Viehhüter.

Wir übernachten in einem Camp auf dem 2400m hohen Kraterrand und am Folgetag geht’s 600m in die Tiefe, in eines der schönsten Naturwunder der Erde, die Caldera des Ngorongoro, mit einem Durchmesser von etwa 35km.
Fotogalerie Ngorongoro
Der Ngorongoro war einst ein hoher Vulkan (möglicherweise höher als der Kilimandscharo), bevor er einstürzte und diese riesige Caldera bildete. Darauf hat es grosse Grasflächen, je nach Jahreszeit mehrere Seen, Flüsse und einen tropischen Wald. Unser Fahrer William folgt einmal mehr nicht der Menge der Fahrzeuge, sondern wählt seinen eigenen Weg, zeigt uns auf einem kleinen Hügel die atemberaubende Aussicht auf die verschiedenen Landschaftstypen, und hat auch Erfolg mit dem Aufspüren von Tieren: Wir sehen erneut mehrere Löwen, und viele Tüpfelhyänen, eine davon sogar vergnügt beim Baden. Nach mehreren Rollen im Wasser um die Längsachse rennt sie übermütig und vergnügt davon.

Ein Höhepunkt ist die Beobachtung der Geburt eines Gnukalbs, allerdings ohne Happyend: Das Tierchen steht leider nicht auf und ist wohl tot. Das Gnu schleckt hartnäckig sein Neugeborenes während einer halben Stunde, dann gibt es auf und grast weiter. Das Leben geht eben weiter, und morgen um diese Zeit wird der Leichnam von den Hyänen oder den Geiern gefressen sein.
Endlich sehen wir einmal zwei Flusspferde tagsüber ausserhalb des Wassers beim Grasen. Die zwei machen gegeneinander grunzend eine Drohattacke, dann wenden sie sich wieder ab voneinander und trollen sich.
Mehrfach können wir die wunderschönen Kronenkraniche bewundern, im Gras stolzierend oder fliegend.

Elefanten hat es nur als Einzeltiere, scheinbar Bullen, welche den Abstieg entlang der steilen Kraterwand schafften (oder riskierten).
Überhaupt sind hier auf relativ engem Raum die gleichen (sesshaften) Tiere versammelt wie in der Serengeti. Es fehlen nur die Giraffen, dafür hat es zusätzlich Breitmaulnashörner und im See tausende von Flamingos.
Aber auch hier sind (gegenwärtig) grosse Herden der Migrationstiere Gnu, Zebra und Thomson Gazelle, sowie weisse und schwarze Störche aus Europa.
In der Waldpartie der Caldera beginnt die Hochfahrt zum Krater, inmitten tropischer Vegetation. Wehmütig werfen wir einen letzten Blick hinunter. Dies ist das Ende unseres zweiten Besuches dieses wunderschönen Fleckens der Erde. Ob wir wohl je wieder kommen?

Ebenfalls durch Urwald windet sich die Strasse hinunter zum Gate der Conservation Area, und dann geht’s durch kultiviertes Gebiet noch weiter tiefer bis zum Lake Manyara auf etwa 1000müM.
Fotogalerie Lake Manyara
Den kleinen Nationalpark an diesem See besuchen wir am Folgetag. Das besondere ist hier die Urwaldlandschaft, die vielen hier lebenden Pavianfamilien und Elefanten, und am Seeufer grosse Mengen von Flamingos, Pelikanen und anderen Wasservögeln.

Vier Beobachtungen sind besonders eindrücklich: Ein Dikdik-Pärchen, welches für einmal nicht im Dickicht verschwindet, sondern 2m neben uns weitergrast; Drei einzelne grosse Nashornvögel, mit ihrer neugierigen Art; zwei Leopard-Schildkröten und eine Horde Paviane mit mehr als 50 Mitgliedern.
Der Serengeti National Park und die Ngorongoro Conservation Area sind lohnenswerte Ziele, aber sehr teuer. Man versucht offensichtlich von Staates wegen durch straffe Preispolitik den Touristenstrom etwas umzulenken auf die vielen anderen Parks, vor allem im Süden des Landes. Im Serengeti National Park kostet z.B. das Campieren 30$ pro Person, obwohl die sanitären Einrichtungen nicht einmal mit mangelhaft bezeichnet werden können. Als Besucher hat man den regelrechten Ansturm von Fahrzeugen und Touristen zu akzeptieren, weil alle das Recht haben, diese Kleinode zu besuchen. In den Parks drin stört dann die grosse Anzahl Fahrzeuge wenig, weil die befahrenen Gebiete riesig sind.