• de
  • nl

Archiv Erika + Jürg - Reiseberichte - Südostafrika 2010 - Namibia 2010

Seite drucken

11. bis 19. Januar

Bahnfahrt Aarau – Frankfurt 400km

Flug Frankfurt – Johannesburg – Windhoek 10‘000 km

Fahrroute: Ondekaremba – Windhoek – Scheidthof Guestfarm – Zelda Guestfarm – Buitepos, 4 Teiletappen, total 641 km. Fotogalerie

Hier sind wir also wieder in Windhoek, nach einer ausgiebigen Ruhepause in der Schweiz, wo wir Energie tankten und viele Techniken vorbereiteten und vereinfachten für unsere dritte Etappe im südöstlichen Afrika. Diesmal entrinnen wir der Januarkälte in einem Sprung, durch den Flug auf die südliche Hemisphäre. Dies macht unter anderem einen Temperaturwechsel von etwa 30 bis 40°C aus. Hier ist es heiss und schwül: Es ist Regenzeit.

In der Farm Ondekaremba nahe dem Flughafen beziehen wir ein Zimmer und behändigen unverzüglich unseren Geo. Es tut gut, unser Fahrzeug unversehrt in unseren Händen zu wissen. Wir sortieren unser Mitgebrachtes und beginnen mit dem Einordnen im Geo in schlechter und besser zugängliche Stauplätzen. Wir bleiben hier zwei Nächte und geniessen die Gastfreundschaft der Familie Rust. Höhepunkt ist ein Dinner im Busch draussen.

Aus praktischen Überlegungen fahren wir am dritten Tag nach Windhoek ins Arebbush Camp und beziehen auch dort ein Zimmer, weil unser neues Regenzelt ungetestet ist und diverse Spannteile noch fehlen. Wir konzentrieren uns aber zuerst auf die Reparatur des Nebelscheinwerfers, welchen wir freitags bei Jürgen Geiger anschweissen lassen. Dieser besteht darauf, auch den zweiten seriös zu befestigen. Das nächste an einem Arbeitstag zu lösende Problem ist das scheinbare Leck an unserem Gastank, welches sich immer gleich nach dem Öffnen des Haupthahns bemerkbar macht (durch starken Geruch im Tankraum). Der Manager von Tig and Turn untersucht unsere Anschlüsse am Gastank und findet heraus, dass das Druckreduzierventil gleich hinter dem Haupthahn leckt. Er holt in der Stadt ein Ersatzventil, aber wir haben keine Chance, dieses zu verwenden, denn die Anschlussgewinde im südlichen Afrika haben ganz andere Normen als die europäischen. Ich muss wohl oder über Ersatz aus der Schweiz einfliegen lassen und nehme Kontakt auf mit Camping Profi. Die Leute dort sind bereit, ein Ersatzventil zu schicken. Im Arebbush Camp zurück studiere ich am Internet die Transportzeiten und -kosten von Expresssendungen von DHL, Chronopost und TNT. Ich wähle DHL aus und als Versandadresse das Audi Camp in Maun (Botswana), wo wir etwa in vier Tagen dann eintreffen werden, hoffentlich etwa zusammen mit der Ersatzsendung.

Am Sonntag den 17. Januar starten wir bei regnerischem Wetter in Richtung Südosten, und erreichen - inzwischen bei strahlendem Sonnenschein - die Scheidthof Guestfarm in der Kalahari, wo uns Barbara und Otto empfangen und uns unter einem Kameldornbaum auf dem Campingplatz einweisen.

Um 16Uhr starten wir mit Otto zu einem Viehaussenposten, auf der Brücke eines Landcruisers sitzend. Ilona, die Tochter von Otto,steht ebenfalls auf der Brücke und erklärt uns die Natur, die Viehhaltung und die Wildtiere. Wir hören von ihr, wie sie verschiedene Schafsorten kreuzt, und dies nur um ein optimales Fettpolster über dem Schwanz anzuzüchten, weil dieses Fett eine Delikatesse sei. Nach diversen Warzenschweinen, Springböcken, Kuhantilopen, Kudus und Steinböckchen sichten wir plötzlich eine Herde von über 60 Oryx-Antilopen.

Welch ein Anblick dieser stolzen Tiere, welche wir auf den bisherigen Etappen nur einzeln oder in kleinen Gruppen gesehen hatten. Die Landschaft ist traumhaft, mit dem grünen Gras, den vielen kleinen grünen Dornenbüschen, und den häufigen Kameldornbäumen, welche den Lauf von unterirdischen Wasserläufen abbilden. Wir umrunden schliesslich einen Berg, welcher zentral im Farmgelände liegt und kehren zurück zur Farm.

Schliesslich essen wir eine Stunde später zusammen mit Otto, und plaudern mit ihm und Barbara noch lange über die Geschichte von Namibia, das Farmleben, der Kontakt und die gegenseitige Hilfe zu den zehn  Nachbarfarmen (15 bis 80 km entfernt), sowie den beruflichen Werdegang von Otto (er war Dieselmechaniker) und seinen beiden Kindern.

Das Wetter scheint heute Abend so stabil schön zu sein, dass wir das Übernachten im Geo ohne Regenzelt riskieren.

Am Folgetag fahren wir nordwärts zum Transkalahari Highway zurück und folgen diesem ostwärts über Gobabis bis in die Nähe der botswanischen Grenze, wo wir in der Zelda Guest Farm einchecken, erneut mit Zimmer, denn wir erwarten heftige Gewitter und Regenschauer. Um 16Uhr beginnt ein sogenannter Bushman-Walk: Ein Buschmann mit Lendenschutz, und eine Buschfrau in Lederkleidern gehen voraus, wir folgen mit der beleibten Managerin des Camps, welche als Übersetzerin amtet.

Er oder sie graben Wurzeln und Pflanzenzwiebeln aus, reissen Blätter von Sträuchern und erklären deren Wirkung als Heilmittel, Lebensmittel oder Gift. Wir dürfen wieder einmal Pfeile schiessen und ich werde wie am Lake Eyasi damals gelobt wegen meiner Treffsicherheit und der Weite des Pfeilfluges. (Schliesslich habe ich als Bub Indianer gespielt…). Die fast zahme Elandantilope der Farm begleitet uns auf dem gesamten Rundgang. Daneben spüren wir auch ein paar wirklich wilde Tiere auf: Impalas, Nyalas und Warzenschweine…

Nach dem Rundgang beschenken wir die beiden mit Schulheften und Bleistiften für Ihre Enkel. Um 18Uhr beginnt die Raubtierfütterung.

Die vier Geparde im Gehege sind schon ausserordentlich unruhig und marschieren hin und her. Als der Tierwärter mit seinen 2..4kg schweren Fleischstücken anmarschiert, versammeln sie sich in einer Zaunecke und springen jeweils hoch, um die eingeworfenen Fleischstücke zu fangen, um dann sofort damit im Gebüsch zu verschwinden. Ganz anders geschieht dies beim Leopardenweibchen. Der Wärter legt ein Stück Fleisch in ein abgetrenntes Gehege auf eine kleine Plattform, dann öffnet er den Zugang zum grossen Gehege und der Leopard begibt sich hinein und beginnt das Fleischstück abzuschlecken. Es ist keine Eile nötig, weil hier keine Konkurrenz ist.

Es ist wunderschön, diese edlen Tiere so aus der Nähe zu betrachten. Es wäre aber nicht ratsam, diese grossen „Busi“ streicheln zu wollen. Die  Managerin erklärt uns, dass bei Menschen aufgewachsene Geparde, Löwen oder Antilopenarten ihr Leben lang zahm bleiben, nicht aber Leoparden. Diese werden als erwachsene Tiere ausserordentlich gefährlich.

Nach dieser Vorführung beginnt es zu schütten, und wir flüchten in unser Zimmer.