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Archiv Erika + Jürg - Reiseberichte - Südostafrika 2010 - Mosambik 2010 - Maputo

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7. … 16. März

Reiseroute: Bilene – Maputo – Namaacha, 2 Reiseetappen, total 318 km. Fotogalerie


Es regnet, als wir vom unserem dritten Mosambik-Traumstrand Bilene wegfahren. Wir durchqueren die weiten, fruchtbaren und mit Zuckerrohr und Mais bepflanzten Ebenen des Limpopo-Deltas. Unter heftigen Regenschauern erreichen wir die Metropole Mosambiks, die Zweimillionenstadt Maputo. Welch ein Kontrast zu der über 2000km-Fahrt durchs ländliche Mosambik, und hier nun die fast moderne Grossstadt, mit breiten geteerten Hauptstrassen, Hochhäusern, dazwischen sauber hergerichtete Gebäude aus der Kolonialzeit, aber auch hässliche Wohnsilos aus der kommunistischen Zeit. Auf den Strassen herrscht dichter und etwas nervöser Verkehr, aber alles schöne und gut unterhaltene Autos.

Nach dem Buchen eines Zimmers in einem kleinen Gästehaus machen wir vorerst im Geo eine Stadtrundfahrt. Ich will einerseits die Verkehrssitten „fühlen“ und gleichzeitig lernen mich Einzufügen in das Verkehrsgewühl.

Zwei Soldaten stoppen uns und wollen den Führerausweis sehen. Dann sollen wir den Geo vorziehen, weil wir vor dem Haus des Kommunikations-Ministers stehen. Ich weigere mich, schliesslich habe er mich hier gestoppt. Nun erklärt er, er hätte uns angehalten, weil wir verbotenerweise mit Abblendlicht herumgefahren seien. Ich widerspreche erneut, weil wir ja gerade aus einem Platzregen kommen. Ob ich mich gegen das mosambikanische Gesetz auflehnen wolle. Natürlich nicht, aber bei uns in der Schweiz sei es eben Gesetz, mit Licht herumzufahren. Schliesslich lässt er ab mit seinen Drohungen und Vorwürfen, nun wünscht er Geld für ein Getränk für sich und seinen Kollegen. Erika gibt ihm zwei Kugelschreiber. Er ist unzufrieden, also geben wir ihm noch einen Sack voll Cachew-Nüsse, was ihm schon besser gefällt. Schon beim Wegfahren reuen mich die Geschenke, denn die beiden hatten vermutlich keine Kompetenz in Sachen Strassenverkehrsgesetz, sie waren ja keine Polizisten.

Da wir durch weitere Regenschauer fahren auf unserer Stadtbesichtigung, ärgere ich mich beim Anblick jedes Fahrzeuges, welches (zu Recht) mit Abblend- oder Standlicht herumfährt. Ich hätte mich wohl mehr wehren sollen, oder z.B. mit einem Handyanruf einen Kontakt mit einem Minister oder ähnlich simulieren. Ich nehme mir vor, das nächste Mal cleverer zu sein, und mich nicht so schnell ins Bockshorn jagen zu lassen…

Am Folgetag leisten wir uns eine Stadtrundfahrt mit Simon, gleichzeitig unser Fahrer und Führer. Ich geniesse es, ruhig im Beifahrersitz zu sitzen, dem nervösen Verkehr belustigt zuzuschauen und nichts dafür tun zu müssen. Simon fährt uns beim Hafen vorbei, dann zum westlichen Bahnhof. Dort steigen wir aus und schlendern ein paar Schritte durch das alte Gebäude von etwa 1920. Gemäss Fahrplan fahren zu fünf verschiedenen Destinationen je ein bis vier Züge pro Tag, oder kommen von dort an.

Immer wieder zeigt er uns Denkmäler und Plätze nach ehemaligen Staatspräsidenten benannt, oder Heldenfriedhöfe, und erwartet, dass wir diese fotografieren. Uns interessiert aber viel mehr das quirlige Leben, die vielen Leute und Fahrzeuge, der Wechsel von modernen, hohen Gebäuden zu halb zerfallenen Häusern aus der kommunistischen Zeit vor dem Krieg. Auch Häuser im kolonialistischem Stil hat es in zwei Ausführungsarten: Entweder halb zerfallen und vermodert, oder modernisiert und schön restauriert, mit kleinen Gärten davor und schmiedeeisernen Gittern. Es hat sauber wirkende Geschäftsviertel, dann wieder Strassenzüge mit Strassenmärkten und aufgereihten Verkaufsbuden, alles etwas schmutziger als bei den modernen Verkaufsläden.

Wir sind kreuz und quer durch die Zweimillionenstadt gefahren, und ich habe längst die Orientierung verloren.

Einmal steigen wir aus, um im botanischen Garten zu spazieren. Der Baumbestand ist zwar beeindruckend und ehrerbietig alt. Aber die hier anwesenden Einheimischen, welche picknicken, lassen alles liegen. Alles ist voll Unrat und niemand scheint sich hier um Reinigung zu kümmern. Es hat keine Abfalleimer, und niemand kennt hier die Regel: Man wirft nichts weg… Simon zeigt uns Quartiere von ärmeren Leuten, und fährt hernach zum Strand, wo schöne Villen von reichen Leuten stehen. Wir kommen an einem Strassenmarktvorbei, wo man alles Erdenkliche auftreiben kann, was man bei uns so in einer Eisenwarenhandlung und einem Baumarkt kaufen würde. Alles ist wird im Freien aufgestellt und angeboten, und wenn es das nächste Mal herunterschüttet, muss wohl das Meiste schleunigst versorgt oder geschützt werden.

Betrachtet man Restaurants, Hotels und Gästehäuser, hat man einen Moment lang den Eindruck, man befinde sich irgendwo in Südamerika. Die Menüs der Speisekarten und die Weinkarten weisen dann allerdings stark auf den portugiesischen Einfluss hin.