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Archiv Erika + Jürg - Reiseberichte - Südostafrika 2010 - Mosambik 2010 - Traumstrände

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7. … 16. März

Reiseroute: Beira – Vilanculos – Inhambane, 3 Reiseetappen, total 1276 km. Fotogalerie


Als wir über die Schlaglöcher und die überschwemmte Stelle zwischen Beira und Hauptverbindungsstrasse wieder zurückfahren, haben wir den Glauben und die Vorfreude auf schöne Strände in Mosambik noch nicht verloren. Weiter südlich sind wir dann tatsächlich erfolgreicher, und finden bei Vilanculos, Inhambane und Bilene traumhafte Sandstrände. Der einzige Nachteil: Diese Orte liegen sehr weit auseinander, so dass wir recht grosse Tagesetappen zurücklegen müssen. Wir haben aber keine Wahl, denn es gibt unterwegs keine anderen Übernachtungsgelegenheiten gemäss unseren Anforderungen. Je südlicher wir fahren, desto besser sind dann die Einrichtungen der Lodges und der Camps

Eigentlich hatten wir uns Mosambik vor unserer Einreise als urwaldartig bewachsenes, feuchtes Land vorgestellt. Dem ist aber nicht so. Viele Gebiete sind wohl schon zu kolonialen Zeiten stark abgeholzt und mit Monokulturen „beglückt“ worden. Heute haben sich Büsche und Mopanewald einen Teil zurückerobert. Allerdings wähnt man sich dann ab Vilanculos während hunderten von Kilometern in einem Wald von Kokospalmen. In den Ebenen des Limpopodeltas finden wir anstelle der Palmen ausgedehnte Zuckerrohrplantagen. Entlang der Strasse werden von Kleinbauern fast überall reichlich Bananen, Mangos, Ananas, Melonen, Avocado, Kartoffeln, Cassava, Tomaten, Erd-, Kokos- und Cachew-Nüsse angeboten, daneben Holzkohle und Brennholz.

In der Barra Lodge bei Inhambane haben wir Gelegenheit, mit Bill dem Manager zu plaudern und allerlei in Erfahrung zu bringen: Das Wasser bezieht die Lodge von der Gemeinde, welche Grundwasser (der Halbinsel) hochpumpt, filtert, in weitere Tanks fördert und chemisch behandelt. Das Abwasser der Lodge wird in einem tiefen Loch mit Felsen und Kies natürlich gesäubert. Das Loch muss alle paar Jahre ausgehoben und gereinigt werden. Die schönen gebrannten Ziegelsteine an Wänden und auf den Fusswegen stammen von einer Ziegelbrennerei in 50km Entfernung, wobei dort alle Ziegel nach wie vor handgeformt werden. Sie seien sehr billig, etwa 1CHF für 8 Stück.
Die Dächer der Häuser werden aus verflochtenen Palmwedeln quer gestützt, darüber liegen Schichten von Schilfgras.

Die Wände werden aus senkrechten Bündeln zusammengebundener Schilfgräser gebildet, die Gebäudestruktur aus dünnen Stämmen von Kokospalmen. Wände und Dächer werden etwa alle 4 bis 5 Jahre ersetzt.

Bill, der Manager, sei Simbabwianer. Er erzählt, dass Simbabwe ab 1992 das am weitesten entwickelte Land des südlichen Afrikas gewesen sei. Robert Mugabe hätte damals sehr viel für das Land geleistet. Eigenartigerweise verhalte dieser sich seit etwa 2005 „krank“, und es brauche wohl nach seinem Tod eine Generation, um das Land wieder vernünftig zu entwickeln. Bill und viele seiner aus Simbabwe emigrierten Freunde warten alle sehnsüchtig darauf, dereinst nach Hause zurückkehren zu können. Bezüglich Südafrika hat er die Meinung, dass dieses Land ebenfalls mindestens eine Generation braucht, um die „umgedrehte Apartheid“, d.h. die heutige Benachteiligung der Weissen, wieder zu eliminieren.

Zu Mosambik erklärt er uns, dass damals die Apartheidsländer Südafrika und Rhodesien die Frelimo finanzierten, um dem Kommunismus und dem Einfluss der Sowjetunion in Mosambik Einhalt zu gebieten. Diese Rebellen zerstörten primär die Infrastruktur des Landes, so dass 1992 nach dem Ende des Bürgerkrieges alles von Null her wieder aufgebaut und die vielen Minen entfernt werden mussten, so wie hier an diesem Strand auch. Heute noch leidet das Land unter den äusserst schlechten Bedingungen für Schulen und Ausbildung. Bill spürt dies bei der Ausbildung seines Personals. Er muss auf äusserst schlechte Schulbildung aufbauen. Aus diesem Grund hat er hier die leitenden Stellen mit Leuten aus Simbabwe besetzt, welche sich diesbezüglich völlig abheben von der hier ansässigen Bevölkerung.

Die riesigen Wälder aus Kokospalmen gehören nicht einzelnen Grossfarmern, sondern offensichtlich einer Vielzahl von kleinen Bauern. Sie ernten Früchte, Blätter und Holz selbständig. Die Nüsse wurden früher zur Nutzung nach Indien verschifft, heute werden sie in Mosambik geöffnet und das Fleisch ausgepresst. Aus dem Öl entstehen diverse Hautschutzcremen und Haarpflegemittel. Das trockene Fruchtfleisch wird in der Lebensmittelindustrie verwendet. Die Faserbündel um die Nuss herum werden zu Seilen und Fäden gesponnen und zu Teppichen und Seilen verarbeitet. Die Blätter werden für Dächer genutzt und die Stämme als Balken aller Art. Hohe Kokospalmen seien ohne weiteres 40 Jahre alt und älter.