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Archiv Erika + Jürg - Reiseberichte - Südamerika 2010+ - Chile 2011 - Antofagasta

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23. ... 27.  Januar

Reiseroute: Santiago – La Serena – Chanaral – Antofagasta - Calama, total 1669km. Fotogalerie

Antofagasta

(Fotogalerie)

Wir verlassen Santiago in Richtung Norden und folgen bald einmal der Küste. Wir fahren auf einer perfekten Autobahn. Die Gegend wird trocken und trockener. Wir befinden uns kurz nach Santiago bereits in der Atacama-Wüste.

La Serena ist die erste grosse Ausnahme. Hier hat man Wasser und lässt daraus eine recht grüne Stadt entstehen. Von hier geht’s dann landeinwärts, hinter die Küstenanden auf eine etwa 1200müM liegende Hochebene und schliesslich bis nach Chanaral, einer kleinen Hafenstadt am Pazifik.

Hier haben wir Gelegenheit, den Nationalpark Pan de Azucar zu durchfahren. Uns wird sofort klar, woher der Name kommt, denn die schneeweissen Sandstrände sehen tatsächlich wie verzuckert aus. Aber auch sonst bietet er kantige Felsformen, welche auf einem Meeresgrund vor langer Zeit ausgespült wurden, und welcher sich heute ans Trockene gehoben darstellt.

Im Landesinnern sind dann die Erosionsformen im Gegensatz dazu sehr weich, dafür die Farben des Gesteins einmal mehr braun, rötlich und gelblich. Es ist für uns ein lohnender Abstecher, bevor wir uns wieder auf der Autobahn nach Norden im recht dichten Verkehr einreihen.

Wir durchfahren längst die „Einkommensquelle“ von Chile, die Minengebiete der Atacama-Wüste.

Es hat immer wieder angeschriebene Abzweigungen zu Minen, welche wohl viele 10 Kilometer links und rechts in der Wüste drin liegen. Manchmal sieht man eine sorgfältig aufgeschichtete Abraumhalde, wo dann auch hier die verschiedenen Gesteinsfarben auffallen, welche man aus dem Untergrund holt. Bei einer Art Tankstelle halten wir kurz an wegen eines Schwertransportes. Es ist ein riesiger Kipper, welcher wohl 100m3 transportieren und ausleeren kann. Seine Räder haben einen Durchmesser von mehr als zwei Meter. Ein solches Ungetüm würde ich gerne im Betrieb sehen…

Später taucht in der Ferne am Wüstenhorizont eine riesige Hand auf. Los Manos de desertios zeigt der Wegweiser. Die Hand ist gut 20m hoch und aus einer Art Beton.

Dann erreichen wir Antofagasta, eine Hafenstadt, welche ihren Aufstieg dem Salpetergeschäft im 19 Jahrhundert zu verdanken hatte und heute für alle anderen Minenarten ein Versorgungsschwerpunkt bildet. Es ist eine Stadt mit Charme und Ausstrahlung. Nichts ist gekünstelt für Touristen. Alles scheint echt: Das alte, manchmal etwas Verfallene, das liebevoll Restaurierte, mutig mit vielen Farben, und daneben auch Modernes. Diese Stadt ist für die Einwohner da, und die flanieren bis spätabends in der grossen Fussgängerzone. Und schlecken Eis, und Eis, und jeder zweite läuft mit dem Handy telefonierend herum.

Für einmal bin ich überrascht: Hier haben die Fussgänger alles Recht, auch in allen übrigen Strassen. Die sonst rücksichtslosen chilenischen Fahren halten immer an.

Auch die Hunde haben es hier gemütlich, und suchen sich auf dem Trottoir die Vorzugsplätze für ihr Nickerchen.

Calama

(Fotogalerie)

Von Antofagasta geht es wieder hinauf auf die Wüstenhochebene und nordwestlich nach Calama, welches auf einer Höhe von 2250müM liegt. Schon von weitem erkennen wir die riesigen Abraumberge bei Chuquicamata, wo die grösste Kupfermine der Welt im Tagebau ausgebeutet wird. In Calama angekommen versuchen wir deshalb sofort, Tickets für eine Besichtigung in Chuquicamata zu ergattern. Diese sind aber für die nächsten 5 Tage vergeben.

Auch Calama erweist sich als lebendige Stadt, allerdings viel moderner und wohlhabender als Antofagasta. Hier lasse ich noch das Kühlwasser des Geos austauschen, damit es dann auf dem Altiplano oben sicher nicht eingefriert. Man empfiehlt mir noch, dem Diesel etwa 20% Kerosen beizumischen, damit dieser bei tiefsten Temperaturen dann nicht zu Parafinbildung neigt. Dies sei dann eine sehr brauchbare Mischung. Ich habe allerdings Zweifel, ob da nicht der Wunsch mitspielt, bei grosser Höhe den Leistungsabfall wegen der dünnen Luft etwas auszugleichen. Ich werde dem Ratschlag in dieser Form nicht folgen.

Am Abend erleben wir dann von einer Tambourengruppe ein Konzert auf der Plaza. Nicht nur diese Gruppe ist für uns interessant, sondern auch die vielen Zuschauer. Wir können uns nicht sattsehen an den vielen Ausgestaltungen der Gesichter von Mischlingen aus Indios und Weissen. Es sind alles schöne Menschen, in der Regel mit pechschwarzem, langem Haar.