19. bis 27. MärzReiseroute: Ficksburg – Clocolan – Kimberley – Upington – Twee Rivieren – Mata Mata – Molopo – Augrabies - Springbok – Port Nolloth, 9 Reiseetappen, total 2261 km. Unser Weg führt uns von Lesotho westlich durch die Grasländer der Flussgebiete des Vaal und des Oranje. Hier haben die Kolonialisten (die Vortrekker) nicht abgeholzt, sondern mit Bewässerung und viel Arbeit eine fruchtbare Landschaft daraus gezaubert. Es wäre gerade deshalb falsch, die Buren den heutigen schwarzen Bewohnern hintenan als unberechtigte Eindringlinge in Südafrika zu stellen. Hier wird vorrangig Viehzucht betrieben. Hie und da hat es kleine Baumgruppen, welche meistens eine Anzahl von schönen Farmgebäuden gegen den Wind schützen. Dann treffen wir auf weite blühende Sonnenblumenfelder, daneben frisch geackerte rote Felder. Dies ergibt wunderbare Farbkontraste, zusammen mit den von der Sonne beschienenen Stellen und den von den Kumuluswolken beschatteten. Wir durchqueren ständig wechselnde Landschaften, zwischen Tafelbergen durch in die nächste kleine Ebene oder Senke. Einige dieser Tafelberge sind Felsgruppen mit aufgeschichteten Felsbrocken oder durch Erosion abgeschliffene Felsformationen. Die Gegend wird trockener; viele mit Windrad betriebene Brunnenpumpen belegen dies. Buschsavanne ist nun vorherrschend, wir sind am Rand der Kalahari angelangt. In der berühmten Diamantenstadt Kimberley besuchen wir selbstverständlich das Big Hole, und das dazugehörende Museum, welches wirklich sehenswert ist. Das Big Hole ist eigentlich ein ehemaliger Vulkanschlot, welcher bei seinen Ausbrüchen vor ungefähr 60 Millionen Jahren Diamanten und andere Edelsteine durch seinen Trichter ans Tageslicht spuckte. Im 18. Jahrhundert wurde ein erster Diamant an der Oberfläche gefunden, was dann das grosse Diamantenfieber auslöste, und zum Ausbuddeln des Riesenloches mit Menschenhand führte. Heute ist das Loch zum Teil mit Wasser gefüllt. Im Museum fährt man simuliert mit einem Lift hunderte von Metern tief in einen Untertagstollen, sieht dort allerlei Gerät, abgestützte Decken, einen Dynamitwagen, da tönt schon die Warnhupe für eine bevorstehende Sprengung, und Bum, schon „klöpfts“. Erika erschrickt gewaltig. Durch mehrere Windungen des Stollens schlüpfen wir durch, und sind plötzlich in der Halle des Museums (und nicht in hunderten von Metern Tiefe). Das wäre geschafft. Hier wird auf einer grossen Tafel das Entstehen der Erde dargestellt, auf einer weiteren, wie unterhalb Vulkanschloten bei grossem Druck und Temperatur Diamanten kristallisieren und durch jene ausgeworfen werden können. In einem abgesicherten Raum dürfen wir geschliffene und ungeschliffene Diamanten und Tansanite bewundern; es werden die diversen Schliffarten erklärt. Zum Schluss wird ein Film zur Geschichte des Kimberley-Booms gezeigt, mit vielen Bildern aus alten Zeiten, Erika ist ganz begeistert. Vor dem Museum sind Strassenzüge der damaligen Stadt nachgebaut. Man kann in die möblierten Räume hineinsehen. |
Dies waren interessante und lehrreiche Stunden. Ein kleines bisschen haben wir das Diamantenfieber gespürt. Wir reisen weiter durch die Kalahari, und überqueren ein letztes Mal den Vaal-Fluss, welcher dem Transvaal seinen Namen gegeben hat. In den folgenden wechselvollen Landschaften mit Hügeln, Bergrücken, Tafelbergen sind fruchtbare Senken mit einzelnen Farmen dazwischen eingebettet. Schliesslich wird die Gegend noch karger, und wird zur Dornbuschsavanne. Unser Weg führt nun ins Tal des Oranje, dem wichtigsten Fluss Südafrikas und der Namensgeber für den Oranje-Freistaat. Gerademal dem Fluss entlang hat es Maisfelder und andere Anpflanzungen, aber vor allem gibt es hier grosse Rebflächen, welche von der vielen Sonne der Kalahari und dem Wasser des Oranje profitieren. Nach Upington geht’s nördlich, immer tiefer in die Kalahari hinein. Die Strasse durchtrennt hier auf grosse Strecken quer dazu liegende Dünenwälle, welche mit Gras oder einer Art Tamarisken überwachsen sind. Hie und da liegt der rote Dünensand aber frei und leuchtet kontrastreich zum hellgelben Gras und den blassgrünen übrigen Pflanzen. Der Strasse entlang führen alte Telefonleitungen, welche im Zeitalter von Cellphone und Satellitentelefon nicht mehr benutzt werden. Gruppen von Webervögeln bauen um die Stangenenden, Drähte und Isolatoren herum ihre fast kubikmetergrossen Nestgebilde, wobei sie dann von unten her in ihre individuellen Eingänge schlüpfen. Dann tauchen schmutzig schwarze Salzpfannen auf, wo sogar weisses Salz gewonnen und zusammengekratzt wird. Wir erreichen unser Ziel, den Kgalagadi Transfrontier Park, welcher unter anderem zwei Trockentäler in der Kalahariwüste umfasst. Die Täler des Auab und des Nassob sind in hunderten von Dünenwällen eingegraben, und beide etwa 100m breit. Wegen der fliessenden Grundwasserströme sind sie tatsächlich grün, und etliche Bäume und Sträucher säumen ihren Rand. Hier verbringen wir drei Tage mit Pirschfahrten. Der Tierreichtum in dieser Wüstengegend ist erstaunlich: Es hat grosse Gruppen von Orix-Antilopen, und viele Springbockherden. Gnus und Kuhantilopen sichten wir nur in kleine Gruppen oder einzeln, ebenfalls die Giraffen. Wir beobachten einige Familien von Erdhörnchen, welche ihren Schwanz als Sonnenschirm nutzen, aber auch neugierige Mangusten und die putzigen Erdmännchen. Sekretärvögel und Riesentrappen stolzieren im Gras herum. |
Einmal bremse ich abrupt, weil eine Kap-Kobra über die Strasse schlängelt und im Gras in einem Erdloch verschwindet. Sie ist gelblich-weiss, an die 2m lang und hat keine weiteren Zeichnungen. Uns läuft es etwas kalt über den Rücken bei der Begegnung mit einer der giftigsten Schlangen Afrikas. Ihr Biss sei unweigerlich tödlich… Es ist aber interessant und tröstlich zu wissen, dass sich die Kap-Kobra hauptsächlich von Puffottern ernährt. Dies ist ja Mal eine frohe Nachricht, dann hat es weniger von dieser zweiten Sorte übler Viecher, deren Bisse ohne Behandlung ja ebenfalls meistens tödlich enden. Erika und ich diskutieren noch die Begegnung mit der Schlange, als weit vor uns haltende Autos sichtbar werden. Wir sind gespannt, was es dort zu schauen gibt. Und siehe da, es ist eine Gepardenmutter mit zwei halbwüchsigen Jungen, welche keine 20 Meter vor uns mit einem Springbock-Kitz herumspielen, es am Ohr haltend herumtragen, dann wieder laufen lassen und hinterher sprinten. Das arme Tierchen schreit einige Male jämmerlich, sein Schicksal ist aber besiegelt. Noch einige Male darf es um sein Leben rennen; dann hat die Gepardenmutter ein Einsehen und gibt ihm den Todesbiss. Vermutlich will sie damit das Spiel ihrer Jungen abbrechen und überleiten zum Fresstraining. Tatsächlich schleppen die beiden Jungtiere die Beute in den Schatten eines Baumes, wo sich die Mutter niedergelassen hat, und beginnen mit den Zähnen am toten Springbocktierchen herumzureissen. Dann tragen zwei Giraffenmännchen einen Kampf aus, durch Hüft-Checks, und mit den Hälsen Drücken und Schlagen. Der eine praktiziert auch eine Art Bein stellen. |