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Archiv Erika + Jürg - Reiseberichte - Südl. Afrika 2009 - Namibia 2009 - RundreiseFamilie - Himba

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17. bis 22. Juli

Reiseroute: Twyfelfontein – Opuvo - Himba – Opuvo, 2 Teiletappen, total 401 km. Fotogalerie

Wir verlassen das Xaragu Camp frühmorgens. Vorerst hat es weite Grasflächen, mit kleinen Büschen aufgelockert, und im Hintergrund immer wieder verwitterte Berge, in den verschiedensten Formen und Farben. Wir sehen bald einmal Strausse und Springböcke. Wir gönnen uns wenig Rast, denn die heutige Strecke ist relativ happig.

Die Grasflächen werden plötzlich schmal, werden zu Tälern zwischen Bergrücken, und die Strasse windet sich um Berge herum durch die Täler langsam höher. Da auf Steigungen immer wieder Gefälle folgen, ist es recht schwierig abzuschätzen, ob man insgesamt steigt. Mein GPS gibt jedoch Antwort: Auf über 50km Distanz erklimmen wir eine grösste Höhe von 1850müM. Dann geht’s wieder tiefer und tiefer und wir erreichen Sesfontain auf einer Höhe von 500müM, wo wir in einem alten deutschen Fort ein kleines Mittagessen und Getränke zu uns nehmen. Hier wirkt alles viel trockener als zu Beginn der Tagesetappe.

Wir fahren weiter Richtung Norden, die Gegend wird noch trockener, es hat nur noch wenige Büsche an den Berghängen, und die Strasse ist nun wesentlich enger und schlechter. Erneut steigt die Strasse über 50km an auf etwa 1650müM und fällt dann bis zu unserem Ziel, Opuvo, auf etwa 1200müM ab. Plötzlich ist hier die Vegetation wieder dichter, es hat viele Bäume. Wir finden in diesem regionalen Zentrum rasch das Ohakane Camp, wo wir die Zimmer beziehen, und die Buben sofort das Schwimmbad nutzen.

Auf der Bank nebenan kann ich Dollar-Nachschub besorgen, so dass die ungemütliche Situation (Geldmangel) behoben scheint. Dann bereiten Erika und ich noch das Geburtstagsgeschenk für Brian vor, ehe wir gemeinsam das Abendessen einnehmen.

Am Folgetag ist der grosse Tag von Brian. Er wird 8 Jahre alt, und darf schon beim Morgenessen einige Päckli auspacken. Um 8Uhr fahren wir mit einem Führer und einem Bus der Lodge in Richtung Nordwesten. Nach etwa 40 Minuten Fahrt hält der Mann vor einer Himba-Siedlung und geht allein fragen, ob wir alle einen Besuch abstatten dürfen. Dann holt er uns, und wir können einer Himbafrau beim Melken zusehen.

Im Kral sind viele äusserst gesund aussehende Mutterkühe und Kälber, in den verschiedensten Farben und Farbkombinationen von schwarz, grau, braun und weiss. Dann spazieren wir von Haus zu Haus und sprechen mit den Frauen, welche vor allem an uns interessiert sind, und sehr genau wissen wollen, wie wir verwandt miteinander sind. Sie finden es lustig und schön, dass wir zusammen reisen. Um ihnen einen Begriff für die Distanz von Europa her zu geben, sagt Stefan zuerst, wir seien 10 Stunden geflogen. Als sie dies nicht zuordnen können, ergänzt er, wir hätten ein Jahr gebraucht zu Fuss hierher.

Der Führer erklärt uns, dass die Familie hier aus einem Mann mit drei Frauen und vielen Kindern besteht, sowie aus der Schwester des Mannes. Jede Frau hat so 6 bis 10 Kinder. In die Schule gehen diese nicht, die Kinder sollen zuhause helfen. Wir dürfen auch das Haus der Hauptfrau betreten, wo beim Eingang eine Feuerstelle ist, und in der hinteren Hälfte Rindslederhäute am Boden als Schlafunterlage.

An den Wänden hängen allerlei Essvorräte, Gebrauchsgegenstände, Schmuck und wenige Kleider. Ich habe den Eindruck, dass hier keineswegs für die Touristen eine Show geboten wird, sondern dass diese Himbas noch immer ihr angestammtes Leben führen. Sie essen ihr Mais, trinken Milch von den Kühen, machen daraus Butter und halten und schlachten Vieh (Rinder, Hühner, Ziegen, Schafe). Die Frauen bemalen sich mit der für die Himbas typischen roten Farbe und stellen die Brüste nackt zur Schau.

Die erste Frau eines Mannes bestimmt sein Vater und bezahlt dafür mit einem Ochsen und zwei Kühen. Allfällige weitere Frauen wählt der Mann dann selber aus. Während der Trockenzeit sind die Leute hier in der Ebene, in der heissen Regenzeit befinden sie sich als Halbnomaden in den Bergen. Am Schluss beschenkt unser Führer die Familie mit einer Kartonschachtel voll Esswaren. Dann fahren wir die Strecke zurück nach Opuvo. Nach meiner vorgängigen Skepsis bin ich nun sehr befriedigt von diesem Besuch; er war auf jeden Fall sein Geld wert.

Übernachtungsorte

siehe Liste Campsites Namibia 09 (Download pdf)