Unsere erste Reiseetappe tauften wir Westafrika, obwohl wir natürlich ein ganzes Stück Europa, Nordafrika und die Sahara durchquerten, bevor wir wirklich in Westafrika ankamen. Entsprechend vielfältig war der Wandel der Klimas und der Jahreszeiten, und insbesondere der Vegetationszonen. Aus dem kalten Winter in Europa flüchteten wir Wärme suchend nach Süden, wurden in Marokko verregnet und so richtig warm wurde es eigentlich erst ab Westsahara und Mauretanien. Später folgte in Mali und Burkina Faso eine Art Flucht vor der Hitze. Wir hatten Glück: Die Regenzeit in Ghana und die Winde am Meer brachten uns etwas Erholung. Erika ist Wüstenfan und genoss die Durchquerung der Sahara und des Sahel besonders; sie war begeistert beim Anblick eines jeden Kamels, und ich hatte jeweils zu fotografieren, was das Zeug hält. Eindrücklich war die Vielfalt der Wüste, mit verschiedensten Farben des Sandes, und die verschiedenen Formen von Stein- und Felswüsten, aber auch die Pracht der Blüten am Wüstenboden. Im Sahel hingegen imponierten uns ganze Wälder von Baobab-Bäumen, aber auch Einzelexemplare wirkten majestätisch. Ich selber halte mich eigentlich lieber in üppigen und tropischen Vegetationszonen auf. Entsprechend reizvoll war für mich der Übergang vom trockenen Sahel zu Busch- und Baumsavanne, bis hin zu subtropischer und tropischer Vegetation. |
Spannend war der Wandel des Körperwuchses, der Hautfarbe und vor allem der Bekleidung der Menschen. Abrupt waren ab Marokko Frauen verhüllt, und Männer trugen lange Gewänder, allerdings noch unbunt in den Farben. In Mauretanien waren zwar die Kleider sinngemäss geschnitten, aber sie waren nun bereits in feinen, bzw. blassen Farben gehalten. Und ab Senegal brach dann die ganze Vielfalt der bunten Farben durch, in nun schon weniger strenger islamischer Ausprägung der Kleider. Interessant ist auch, dass Afrikaner wollene Kopfbedeckungen tragen, gleichgültig ob es gerade 40° warm ist oder mehr. Die Afrikanerinnen wissen mit bunten Tüchern auf dem Kopf ihr Kleid und ihre Erscheinung zu unterstreichen. Für uns überraschend war, wie feingliedrig und schön die SenegalesInnen und GambierInnen gebaut waren, im Gegensatz etwa zu Mali, aber auch Ghana, wo Fettleibigkeit oft Standard ist. Allerdings konnten wir keinen besonderen Grund für ein gutes Ernährungsangebot erkennen. In den ländlichen Gegenden des Sahel wiederspiegelten die Auslagen auf Märkten oder Verkaufsständen der Strasse entlang die Armut und die Einseitigkeit der Nahrungsmittel: Zwiebeln, Jams, allenfalls Tomaten. In den Höfen hatte es gerade mal noch Esel, oder ausnahmsweise ein Moped, welche in der Regel nur von Männern gefahren werden. Das Meiste wird dort von Frauen auf dem Kopf transportiert, und dies viele Kilometer weit zu Fuss, am Rücken ein Kleinkind im Tuch aufgebunden. Ghana unterschied sich dann in vielem grundlegend von den zuvor bereisten Ländern Westafrikas: Die Menschen hier waren sehr westlich gekleidet, aber trotzdem sehr bunt. Man sah fast keine Lehmziegelhäuser mehr, sondern nur noch Backsteinbauten mit Wellblechdach, in Akkra sogar meistens Ziegeldächer. Das Klima und die Vegetation wechselten abrupt zu subtropisch und tropisch. Es wurde hier weniger gebettelt, und offensichtlich ist Ghana den anderen westafrikanischen Ländern wirtschaftlich weit voraus. |
Von Marokko, über Mauretanien, Senegal, Gambia, Mali bis Burkina Faso waren alle Länder islamisch dominiert. Auch dies änderte in Ghana, wo Animismus und Christentum stark vertreten sind. Allerdings wirkten auf uns die sich konkurrenzierenden Missionen von verschiedensten Kirchen westlicher Länder eher abstossend, besonders dann, wenn man die teuren Offroader vor den Häusern stehen sah. Nach der „Befreiung“ vom Kolonialismus in den 60er-Jahren scheint heutige die Einflussnahme von Europäern, Amerikanern, Japanern und Chinesen massiv zu sein. Die Chinesen z.B. bauen in fast allen diesen Ländern die neuen Strassen. Wir denken, dass dies weniger aus humanitären Gründen, sondern aus rein wirtschaftlichen Interessen geschieht. Wir wussten im Vorneherein, dass eine Reise durch Westafrika einiges an Durchhaltevermögen abverlangt: Die klimatischen Bedingungen, der Dreck und Staub, die Abfälle an den Ortsrändern, die einfachsten Kalabassenduschen (wenn überhaupt und mit allerlei Getier darin) und den halboffenen Plumpsklos, das Händeschütteln mit all diesen freundlichen Leuten mit anschliessendem (heimlichen) Waschen der Hände, usw. Wir haben das Ganze gesund überstanden, und haben die Vielfalt dieser Reise sehr genossen. Wir möchten diese Erfahrungen und Erlebnisse in unseren Herzen keinesfalls missen. |