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actuel Iggi & Hans - Reisreportages - Europa - 2012 DE und NL

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29. Juni bis 19. Juli 2012, 4183 km in 21 Tagen


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29.6.2012 Zum Einkaufen nach München oder hier beginnt die Reise

Auf der Fahrt nach München, ein erster Gedanke "wo werden wir übernachten? Gut haben wir ein Buch mit Campingplätzen in ganz Europa ausgeliehen. München zeigt vier CP, in der Beschreibung sehen wir Langwieder See, Ok, da wollen wir hin. Im GPS eingegeben und weiter geht es. Kleiner Platz, sauber WCs, drei kleine Seen in unmittelbarer Nähe - was will man mehr für die erste Nacht. Wir essen im idyllischen Biergarten, kurzer Spaziergang, Gespräch mit dem Nachbarn und um elf in die Klappe.

Gut geschlafen mit einem ständigen Grundrauschen von der nicht allzu weit entfernten Schnellstrasse im Ohr. Früh erwacht, wie immer, heute wollen wir in die Stadt zu Därr dem Expeditionsausrüster. 18 Kilometer in die Stadt sagt das GPS, Iggi möchte mit dem ÖV, wir gelangen aber ohne Stau mitten ins Herz von München. Kein Wunder, alle Läden haben noch geschlossen und öffnen erst um 10h. Macht nichts, wir gehen erstmals in ein Kaffee am Stachus. Nachher noch schnell eine kleine Runde zum Rathaus, zwei, drei Fotos wie die Chinesen und Japaner, zu mehr reicht die Zeit nicht - die Parkuhr ruft nach einer weiteren Fütterung. Zurück bei Därr finde ich fast alles was ich mir aufgeschrieben habe. Auf dem Rückweg ist unsere Autobahn Ausfahrt gesperrt, ja suuuper, unser CP am Langwiedersee ist ein wunderschönes Naherholungsgebiet für die Münchner, aber wenn die Parkplätze voll sind, dann wird einfach die Ausfahrt gesperrt - für uns Ortsunkundige bedeutet das ein Riesen Umweg - dank GPS finden wir aber unser Plätzchen wieder.

alles gepackt - nix vergessen?

1.7.2012 Wieda im Harz, bei Mop und Peter

Heute geht es weiter nach Wieda im Harz. Wir packen alle unsere Sachen zusammen, Iggi geht zum Bezahlen, noch nicht mal € 30.- für die zwei Nächte und dann geht’s los - 500 km liegen vor uns. Nach einiger Zeit fängt Iggi an rum zu suchen, immer hektischer sucht sie Portmoney und Fotoapparat, CHF 500.- und Ausweise, Bankkarte usw. wären nicht nur ein grosser Verlust, sondern auch aufwendig zum wieder beschaffen. Schlussendlich halten wir auf einem Rastplatz und durchsuchen alle Ecken und Taschen - da endlich, im Wascheimer liegen beide Sachen - aus lauter Erleichterung fliessen auch ein paar Tränen. Nach sieben Stunden Fahrzeit treffen wir im Harz bei Mop (der Schwester von Iggi) und Peter ein, grosses Hallo, die Schwestern haben sich lange nicht mehr gesehen. Wir schauen uns ihr Ferienhaus an und staunen ... sie schauen unseren Geo an und staunen :-) Später, nach einem feinen Nacht Essen, verliert Italien den Weltmeisterschafts Final gegen Spanien.

Welkom Ig en Hans .... eine herzliche Begrüssung auf holländisch im Harz!

2.7.2012 Iggi hat Migräne

Iggi hat eine fürchterliche Migräne, ich kann leider nicht viel helfen. Ein wenig basteln am Auto, ein Shelf für meine Kleider Kiste einbauen, Ersatz Schlüssel Depot platzieren und andere kleine Dinge.

3.7.2012 Besuch in Altenburg

Um 10h wollten wir fahren :-) es wurde 11h bis wir uns in Wieda verabschiedet hatten. Zwei schöne Tage liegen hinter uns, Magda und Peter, Winde und JopJoris mit den Kindern Saar und Fien, haben uns bewirtet in ihrem Ferienhaus. Das Haus mit riesigem Garten, wunderschön gelegen - wir lassen es hinter uns, nicht ohne zu erwähnen, dass wir wieder kommen werden. 185 km liegen vor uns bis Altenburg bei Leipzig. Wir besuchen Brigitte und Hannes, Ferienbekannte von Formentera drei Jahre zurück. Sie sind begeistert uns, nach Kaffee und Kuchen, die Stadt zu zeigen, wir erfahren viel und interessantes aus der vergangenen DDR Zeit. Schnell vergeht die Zeit und wir müssen uns wieder auf den Weg machen, wir wollen in Pahna auf den Campingplatz. Hannes lässt es sich nicht nehmen mit dem Auto voraus zu fahren damit wir den Platz auch sicher finden, das ist Service. Wir bekommen einen wunderschönen Platz direkt am See zugewiesen, das wird ein schönes Erwachen geben.

4.7.2012 Pahna bei Altenburg

Morgens um sieben, dicker Nebel wie im Herbst, dabei hatten wir uns doch auf einen wunderschönen Blick über den See gefreut - naja, schaade, aber es erleichtert uns die Entscheidung zum weiterfahren Richtung Leipzig. Die einen sagen uns, nein da müsst ihr nicht hin, das ist eine "neue" Stadt. Die andern sagen "das ist eine Frauen Stadt" da müsst ihr unbedingt hin. „Frauen Stadt“ deshalb, weil es da viele schöne Läden zum Einkaufen gibt J. Für Iggi ist klar, da müssen wir hin. Wir parkieren beim Augustusplatz, mitten in der Stadt, werfen für zwei Stunden Münzen ein und schauen uns die Altstadt an wie Touris, die wir ja sind. Nach einem feinen Frühstück, schlendern wir durch die Strassen - wir schauen uns eine Kirche mit fantastischen farbigen Bleiglas Fenster an. Leider vergeht die Zeit wie im Flug und zwei Stunden später sind wir unterwegs nach Dresden, den „Geheimtipp Standplatz“ finden wir zwar nicht aufgrund der Beschreibung von Freunden, aber wir landen schlussendlich trotzdem am Ufer der Elbe visavis der Altstadt "Skyline". Super Panorama, nur ein Katzensprung über die Augustusbrücke entfernt. Nach einem kurzen Disput mit Iggi ob wir fast zwei Stunden mit dem Bus oder eine halbe Stunde mit dem Pferdewagen eine Rundfahrt machen – siegen die Rösser.

Ein Muss in Dresden, ist natürlich die Besichtigung der im zweiten Weltkrieg zerstörten Frauenkirche. Nach 40 Jahren vor sich hingammeln unter der DDR Regierung, wurde sie 2005 fertig renoviert wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine sehr imposante Kirche mit einer wohl einmaligen Steinkuppel die auch zugänglich ist und von wo aus man eine herrliche Rundsicht über die Altstadt und das Dresdener Hinterland hat. Am Abend befürchten wir schon, dass wir nicht einschlafen können. Mitten in der Stadt ist nebenan das Film Festival im Gange und auf der Elbewiese vor unserem Schlafplatz sind viele Leute am Picknicken - aber widererwarten schlafen wir beide sehr schnell ein und merken nicht mal wie sich der Parkplatz leert.

Leipzig MDR Fernsehturm neben Uni,
Dresden am Tag
und bei Nacht

5.7.2012 Weltuntergang in Lübbenau

Am Morgen brechen wir frühzeitig auf und stehen schon nach kurzer Zeit in einem Megastau, denn LKW Unfall sehen wir zwar nicht mehr – aber eine Stunde haben wir verloren, aber was ist schon eine Stunde. Wir erreichen Lübbenau im Spreewald und steuern einen CP an einem See an der uns sofort gefällt. Unser Platz direkt am Schilfufer mit vielen Kanonenputzer liegt super. Wir gehen noch kurz einkaufen und kochen draussen, währenddessen wird es immer dunkler, Riesen Wolken ziehen auf, es blitzt in der Ferne und kaum haben wir fertig gegessen, fängt es an zu regnen - und wie. Während den nächsten drei Stunden sitzen wir im Auto und schöpfen Wasser und wischen auf - draussen knallt und blitzt es, der Wind drückt den Regen waagerecht durch die Zeltwand, das Auto wird hin und her geschüttelt - so etwas haben wir beide noch nicht erlebt.

Wir sind vorbereitet
auf das kommende Unwetter
drinnen war's trocken!

6.7.2012 Spreewaldtour mit Fahrrad und Kahn

Am Morgen hören wir vom Platzwart dass es in der Umgebung mehr als 2500 Schäden durch fallende Bäume und Überschwemmungen gegeben hat. Wir beschliessen mit gemieteten Fahrrädern nach Lübbenau zu fahren, mit der Absicht eine Kanutour zu machen, besinnen uns aber um, und machen eine Rundfahrt mit einem der vielen Nachen. Die Boote mit ca. 10 Personen besetzt, werden von einem Mann durch die unzähligen Wasser Kanäle gestakt. Langsam gleiten wir still dahin, leider sind Kinder an Bord und so bleibt es nicht lange still. Trotzdem ist es eine sehr schöne Fahrt vorbei an unzähligen schönen kleinen Häuschen. Diese können zum Teil nur über den Wasserweg erreicht werden - so haben auch die Post und die Müllabfuhr Schiffe mit denen sie ihre Arbeit tun. Zurück auf dem CP beschliessen wir morgen weiter zu fahren, da wir trocken, d.h. nicht mit nassem Zeltmaterial abfahren wollen, und wir auf dem Regenradar sehen dass da nochmals eine Ladung kommt, werden wir heute Nacht Notmässig schlafen, einer am Boden, der andere auf der Bank.

7.7.2012 Berlin und weiter nach Stralsund

Nachdem wir am Vorabend gedacht hatten, dass es in der Nacht wieder so extrem stürmen und regnen würde, haben die Notschlaf Betten bezogen, also nicht im Hochdach, sondern auf der Bank und am Boden des Fahrzeuges auf der Exped Luftmatraze. Auch mit weniger Platz haben wir recht gut geschlafen und am Morgen konnten wir uns zeitig auf den Weg nach Berlin machen. Potsdammerplatz ins Navi eingeben und 100 km später sind wir schon am PP suchen, was uns selbst mit dem großen Auto relative schnell gelingt. Iggi staunt wie sich alles verändert hat in den Jahren nach der Wende. Sie war das letzte Mal in Berlin als der Checkpoint Charlie noch funktional war - den gehen wir natürlich auch anschauen. Auch das Brandenburger Tor liegt auf unserem Rundweg durch einen kleinen Teil von Berlin. Auf dem Rückweg zum Toyo, laufen wir durch das Mahnmal für die vielen getöteten Juden im 2. Weltkrieg. Jetzt werden die Wolken über uns immer dunkler und kaum sind wir nach drei Stunden Stadtbummel beim Auto angelangt, spüren wir auch hin die ersten Tropfen. Wir entschließen uns erstmals weiter zu fahren, es giesst jetzt wie aus Kübeln, wir fahren und fahren und fahren und dann sind wir in Stralsund. Wir gönnen uns ein Hotelzimmer und gehen fein Essen.

Checkpoint Charlie
das Brandenburger Tor
das Mahnmal für die Juden und das Grün für die Hoffnung das so etwas nie mehr passieren wird
vor 20 Jahren eine Gefängnismauer - heute ist es Kunst

8.7.2012 Der Zeltplatz in Rügen

Am Morgen scheint die Sonne als wenn nie etwas anderes gewesen wäre. Nach einem reichhaltigen Frühstücksbuffet i Hotel, für mich nur Saft, Kaffee und ein kleines Brötchen, mehr kann ich zu dieser Zeit gar nicht essen, fahren wir weiter über eine imposante Hängebrücke die Rügen mit dem Festland verbindet - das Bauwerk ist, wie so viele andere mit einer Tafel versehen, die sagt, dass es von der Europäischen Union mitfinanziert wurde. Alles sehr schön, aber ich möchte nicht zur EU gehören und irgendwelche Bauten im Ausland aus meinen Steuern bezahlt sehen.

Wir steuern den ersten CP an, gelegen in einem Wald direkt an der Ostsee, alles wunderbar nur der Strand besteht aus großen Kieselsteinen - wir fahren weiter und finden einen anderen Platz, auch im Wald gelegen, diesmal aber mit feinem Sandstrand den wir nach dem Einrichten auch (kurz) aufsuchen, wir sind im FKK Teil. Leider herrscht ein ganz komisches Wetter, immer wieder streifen kalte Nebelschwaden über uns hinweg. Wir ziehen uns zurück und entschliessen uns mal den EDKA Laden zu besichtigen und auch etwas zum Nacht Essen einzukaufen. Leider hat es nur noch Schweinefleisch - dann gibt es eben ein Rahm Geschnetzeltes, hat fein geschmeckt

9.7.2012 Sassnitz

Der Morgen war ausgefüllt mit nichts tun an der Sonne, weil nur dort ist es angenehm - es ist immer ein bisschen kühl und windig obwohl wir von Bäumen umgeben sind. Irgendwann beschliessen wir dann aber doch etwas zu tun, wir wollen mit dem ÖV Bus nach Sassnitz- der fährt, wie kann es auch anders sein, in 10 min. oder dann wieder in 2 Stunden .... 10 min. reichen nicht, 2 Stunden wollen wir nicht warten -also bauen wir das Auto ab und fahren nach 20 Minuten los. Die Fahrt nach Sassnitz geht durch eine wunderschöne Landschaft, Alleen wechseln mit lichten hellen Wäldern ab. In Sassnitz gibt es zuerst mal FishandChips- hat fein geschmeckt. Wir suchen die Altstadt und stossen immer wieder auf kleine Schilder die aussagen, dass dieses Bauwerk, wie so viele andere, mit Hilfe der Europäischen Union für die Förderung von (unterentwickelten) Regionen, unterstützt wurde. Für die Menschen hier, sicher ein Segen, aber sollte das nicht alles durch selbst erarbeitetes Geld finanziert werden? Ich kann die Deutschen aus dem Westen immer besser verstehen wenn sie über den Osten schimpfen

renoviertes neben Bruchbude ...
die aber sicher auch bald in altem Glanz dastehen wird

10.7.2012 Ostseecamp.de Rerik

Nach zwei Nächten verlassen wir den Natur Camping Platz auf Rügen, eigentlich waren wir auf Wittow, aber Rügen tönt besser :-) . Es geht Richtung Rostock, eine der alten Hanse Städte auf unserem Weg. Wir parken im Stadthafen, in unmittelbarer Nähe der Petrikirche, die mit ihrem trutzigen Turm schon von weitem sichtbar war. Das Kirchenschiff ist riesig, vor allem in der Höhe, man sieht, dass es eine Schiffer Kirche ist, von der Decke hängen alte Schiffsmodelle. Drei sehr schöne lange und farbige Fenster sind ansonsten fast der einzige Schmuck. Wir wollen auf den Turm um eine Übersicht der Stadt zu erhalten - zum guten Glück gibt es einen Lift, oben angekommen sehen wir wie gross die Stadt ist, wahrlich ungewöhnlich für eine so alte Stadt aus dem Mittelalter. Wir sehen mindestens drei andere Kirchen die den Wohlstand vergangener Zeiten erahnen lässt. Aber ansonsten gefällt uns die Stadt nicht so recht, sie ist für uns Fussgänger zu weit verzettelt. Wir fahren bald weiter nach Rerik auf einen 5* CP. Wir suchen uns den besten Platz unter den freien aus, eigentlich unglaublich das dieser schöne Platz direkt an der Kannte der Küste frei ist. Am Morgen wird uns sicher das Wellenrauschen, 20 Meter unter uns, wecken. Im Moment scheint die Sonne kurz vor dem Untergang direkt in den Toyo - gleichzeitig tröpfelt es auch ein bisschen :-)

Das Meeresrauschen begleitet uns in den Schlaf und weckt uns morgens auch wieder - dazwischen aber gut geschlafen. Leider beginnt der Tag ein bisschen Wolkenverhangen, später scheint die Sonne und wärmt uns auf. Leider hält das Glück nicht lange an und es beginnt wieder zu regnen. Es wird den ganzen Tag so bleiben, mal schön dann wieder nass. Ich mache ein paar kleine Modifikationen an der Regenabdeckung, in der Hoffnung weniger Wassereintritt am Auto zu haben.

Die Petrikirche in Rostock
und einmal mehr "zerfallen neben neu"
in den Schlaf gewiegt 20 Meter über dem Strand

12.7.2012 Neuharingersiel, Ostfriesland

Iggi ist krank, sie liegt flach seit gestern. Ich habe unten geschlafen, nicht sehr gut, aber sicher besser als Iggi. Ich packe am Morgen alles zusammen und wir machen uns auf den Weg, das Wetter wird nicht besser. In Wismar machen wir einen Stopp und essen etwas kleines, wenigstens ich, denn Iggi ist immer noch jämmerlich dran, sie legt sich ins Auto und ich mache eine Runde alleine in Wismar. Das ist wirklich eine schöne alte und gut restauriert Stadt. Schade dass Iggi das nicht sehen kann. Eine Stunde später fahren wir weiter und entschliessen uns Hamburg zu umfahren, resp. weiterzufahren bis Willhelmshafen oder noch weiter. Gelandet sind wir schliesslich in Ostfriesland, Neuharlingersiel. Hier befindet sich der Hafen mit der Fähre nach der Insel Spiekeroog, eine der sieben Deutschen Ostfriesischen Inseln. Nachdem wir beide immer noch ziemlich erkältet sind, beschliessen wir ein Zimmer im Hotel zu nehmen, viel Auswahl haben wir nicht, aber am idyllisch gelegen Hafenbecken hat es ein eines. Das angebotene Zimmer ist zwar nicht gerade billig, aber das ist uns nach all den Regetagen und frieren im Auto egal. Das Zimmer selber ist fantastisch, ganz oben im steilen Dach, mit Blick auf die verankerten Krabenkutter im Hafen. Wir mögen noch nicht einmal das Haus verlassen um ein Restaurant zu suchen, müssen wir ja auch nicht, das Hotel hat ja ein Restaurant mit einer vorzüglichen Speisekarte. Wir haben Hunger und bestellen beide als Vorspeise eine Suppe, Iggi eine Krabben Suppe und ich eine Fisch Rahm Suppe - hat super geschmeckt. Den Haupt Gang werden wir aber beide nicht zu Ende essen, es ist einfach zu viel :-) Später fallen wir beide nur noch müde ins Bett.

13.7.2012 Bourtange NL, Festung

Wenigstens regnet es am Morgen nicht, Iggi hat, im Gegensatz zu mir, eine schlechte Nacht gehabt. Kopfweh und noch mehr Pillen, sie macht sich Gedanken über ihren Pillenvorrat der langsam schwindet. Es ist aber auch zum“ Haaröl seichen“ mit unserem Reisewetter – dass unser Geo ein „Schön Wetter Auto“ ist, haben wir schon vor der Abreise gewusst – so richtig bewusst wird einem das aber erst wenn man darin und damit lebt. Wir vermissen die lauen Abende die wir noch in München genossen haben, als wir nach dem im Freien gekochten Abendessen, mit dem Nachbar Kaffee tranken und bis spät plauderten.

Das Frühstücksbuffet ist sehr reichhaltig. Nach dem auschecken machen wir einen kleinen Rundgang über den Deich aber dann zieht es uns weiter – oder soll ich sagen die kühle Meeresbrise weht uns weiter?

Bourtange in Holland soll das nächste Ziel sein, das ist eine Festung aus dem Mittelalter, sie befindet sich direkt an der Grenze Deutschland - Holland. Die Festung wurde nie eingenommen, obwohl sie mehrmals das Ziel kriegerischer Aktivitäten war. In der Zeit zwischen den verschiedenen Kriegen ist aber das umgebende und schützende Sumpf Land immer wieder verlandet. Die Festung wurde in den vergangenen Jahrhunderten immer auch wieder ausgebaut und verstärkt. Im Jahre 1965 war von der ursprünglichen Befestigung nicht mehr viel zu sehen, nur noch die fünfeckige Dorfanlage die immer bewohnt war intakt, aber auch da stand nicht alles zum Besten. Die Bewohner wurden immer älter oder zogen weg, die Häuser verwahrlosten Es wurde ein Beschluss gefasst um die ganze Anlage als bewohntes Monument wieder her zu stellen und das haben wir uns heute angesehen.

Aber auch in Holland regnet es und so machten wir uns wieder auf den Weg, wir versuchen unser Glück in Friesland, Leeuwarden. Da waren wir vor ein paar Jahren mit dem Boot unterwegs. Ich wollte die Stelle wiederfinden wo wir damals übernachtet haben - keine Chance und so fahren wir ein Stück Richtung Sneek in der Hoffnung ein B&B oder einen schönen CP zu finden. Wir folgen einer Tafel die ein Hotel mit CP verspricht.

Wir landen kurz darauf beim schöne Hotel Weidumerhout mit Campingplatz, ursprünglich ein Bauernhof der, wie wir später feststellen fantastisch zum Hotel umgebaut wurde. Da das Wetter für einmal etwas rosiger aussieht, entschliessen wir uns für eine Übernachtung im Auto. Schnell haben wir uns installiert und folgen dem Angebot im Hotel zu essen, allerdings haben wir beide nicht den grossen Hunger aber eine Suppe möchten wir. Die wird extra für uns zubereitet, das Hotel bietet eigentlich „nur“ ein Menü mit mehreren Gängen an. Wir warten also was da auf uns zukommt im genial umgebauten Bauernhaus. Moderne Möbel, schöne Deko und grosse Kerzen in einem rustikalen sehr hohen Raum der vielleicht mal die Scheune war? Da kommt die Suppe, Sterneküchenmässig verziert… wunderschön in modernen Designteller präsentiert … und gut war sie auch noch, auch der Wein war vorzüglich – das Restaurant können wir wärmsten weiterempfehlen.

Iggi und die Nordsee
die Festung Bourtange ...
und so sieht es drinnen aus - ein kleines (Museum) Dörfchen

14.7.2012 CP Corfwater, Petten

Wir haben beide gut geschlafen und machen vorwärts um näher an die Sonne zu kommen - der Regenradar zeigt, dass in Nordholland nicht gerade die Sonne scheint, aber es regnet auch nicht :-) Also fahren wir gegen Sneek für ein Morgenessen. Danach geht es Richtung Den Helder, wir finden glücklicherweise einen PP und schlendern danach durch den Wochenmarkt. Im VVV erkundigen wir uns nach einem Stadtplan, nachdem uns die Dame aber erklärt, dass im Hafen, beim Marinemuseum ein Event mit Musik und vielem anderem stattfindet, laufen wir dahin. Es hat sich gelohnt, Den Helder ist ein Etappenziel der „Clipper Round the World Yacht Race“. Diese Regatta führt um die ganze Erde in einem Jahr. Es ist die einzige Hochseeregatta die vorwiegend mit Amateuren besetzt ist die sich, auch ohne Segel Kenntnisse bewerben können. Das führt natürlich zu einem riesigen Werbetross, u.a. hat es auch Stände mit Australischem ... :-) Wir nehmen ein paar Sachen mit. Später schauen wir uns die Fährschiff an und ablege Terminals an die nach Texel führen, da waren wir mal vor ein paar Jahren - zu Hause liegt ein schwarz-weisses Kuh Fell als damaliges Ferienmitbringsel. Wir wollen im Norden bleiben, anscheinend regnet es im Rest von Holland, wir suchen uns daher an der Nordseeküste einen Übernachtungsplatz. In Petten werden wir direkt hinter dem Deich fündig, unterdessen geht es sehr schnell bis wir fertig installiert sind und danach entschliessen wir uns im nahen Dörfchen zu essen.

15.7.2012 Abschied von der Nordsee

Und immer wieder stellt sich die Frage, wie geht es weiter, bleiben wir noch einen Tag? Das Radar Bild zeigt trotz momentanem Regen, das nach diesen Wolken eine Wetterbesserung kommt, resp. keine weiteren Regenwolken in Sichtweite sind ... längere Diskussion bleiben oder nach Bataviastad zum Outletshopping? Wir weichen den Regentropfen und versuchen unser Glück in Lelystad. Iggi weint ein paar Abschiedstränen, es ist halt schon bitter für sie, kaum da schon wieder weg - aber das Wetter hält uns wirklich nicht zurück. Ich stoppe ein paar Kilometer weiter am Strassenrand – „wir können wirklich an der Küste bleiben“ sage ich, ich wollte nur nicht alles zusammenpacken um dann ein paar Kilometer weiter bei denselben schlechten Wetterbedingungen das Ganze wieder zu installieren - dann schon eher einfach auf demselben Platz bleiben - aber das wollte Iggi auch nicht. Also fahren wir weiter. Im Outlet findet Iggi wieder mal nichts passendes, außer den Crocs die wir zusammen kaufen :-). Wenigstens das denke ich.

Danach kommt natürlich wieder die Frage nach einem CP - ich schaue bei Google nach und schlage einen CP vor - völlig falsch. Diskussion ... zwischendurch bin ich kurz davor das Ganze abzubrechen und Zürich auf dem GPS als nächstes Ziel einzugeben! Wir finden uns aber wieder und fahren nach Urk am Ijsselmeer - Jugend Erinnerungen von Iggi.

Wir kommen also auf Urk zu und bemerken schon am Dorfrand eine Gruppe Leute in Tracht, alle sind dunkel gekleidet, die Frauen tragen ausnahmslos Hüte und altmodische Handtaschen am Arm. Wir machen eine kleine Runde im Hafen und Iggi bemerkt, dass alle Restaurants geschlossen haben, sind so wenig Touristen unterwegs dass es sich nicht lohnt am Sonntag zu öffnen? Aber dann geht es erst richtig los, uns scheint, dass aus allen Richtungen Leute aufmarschieren, sie laufen aber auch in verschieden Richtungen, alle sind festlich gekleidet, vom Kind bis zum Opa scheint das ganze Dorf auf den Beinen zu sein. Wir haben Fragezeichen in den Augen.

Später auf dem Campingplatz fragen wir nach, was den das für eine Prozession war? Jaaaa, lautet die Antwort, in Urk sind alle seeeehr gläubig und mehr als 95% der Einwohner gehen in die 21 Kirchen im Dorf – bei Google habe ich dann folgendes nachgelesen … 
„Urk - ein kleines niederländisches Städtchen im sogenannten Bible Belt. Hier ist der fromme Calvinismus noch so lebendig wie zu Lebzeiten seines Begründers, dessen 500. Geburtstag im Sommer ansteht. Leben wie zu Calvins Zeiten. Im niederländischen Urk gehen alle zur Kirche, und die Frauen schweigen in der Gemeinde….“

16.7.2012 Weesp

Endlich mal ein Erwachen mit Sonnenschein - das tut gut, es nicht mal die Wärme (auch nur 17°) sondern wir freuen uns an den Sonnenstrahlen :-) Wir gehen es gemütlich an und fragen per SMS eine Freundin von Iggi, Mar nach einer CC Karte und ob sie überhaupt zu Hause sind. Wir fahren schlussendlich kurz vor elf los und treffen unsere Freunde auf dem Hausboot zum Kaffee. Später fahren wir mit der Grossisten Karte zum Cash&Carry, leider finden wir bei HOCRAS nur sehr wenig von unserer Einkaufsliste. Gut haben wir noch Hannie und Ferry gefragt, Ferry ist der Bruder von Iggi, mit ihren Karten werden wir morgen zu SLIGRO und MACRO gehen. Gegen Abend treffen wir uns mit Hannie und Ferry, mit denen wir später essen gehen.

Als Unterkunft haben wir diesmal etwas sehr spezielles gefunden. Wir übernachten in einem Schiff, De Jacobsschelp (1899), eine Tjalk. Eine Tjalk ist ein historischer holländischer Segelschifftyp für das Wattenmeer, ein Wattensegler. http://www.jacobsschelp.nl/

Die Tjalk besitzt einen gänzlich flachen Boden ohne Balkenkiel, um bei Ebbe trockenfallen, das heißt aufsetzen zu können. Zweites charakteristisches Merkmal sind die für Plattbodenschiffe typischen Seitenschwerter. Durch die große Breite haben Tjalken nur ein geringen Tiefgang und sind besonders gut zum Befahren seichter Kanäle geeignet.

Das Boot liegt auf der Vecht in Weesp, wir haben direkte Sicht auf das Geburtshaus von Iggi und abends auf die beleuchtet lange Brugg . Wir schlafen wunderbar und am Morgen erwartet uns ein reichhaltiges Frühstück das uns vom Besitzer des Schiffes, Gerrit Portengen, besser bekannt unter dem Namen Schipper Rooie Gerrit direkt auf dem Tablett serviert wird.

17.7.2012 Einkaufen in Holland

Ja auch das gehört wie immer zu einer Hollandreise, Einkaufen bei SLIGRO und MACRO :-) Dank der Geschäfts Karten von Ferry können wir auch dies Mal einen Grosseinkauf starten - wir brauchen Stunden, finden aber alles was wir uns aufgeschrieben haben, u.a. fast 20 kg Completa, das brauchen wir für unsere Nespresso Maschine als Rahmersatz, kleine Coladosen, Cassis Blöterliwasser usw. Am Ende sind wir beide geschafft, haben aber alles im und auf dem Auto verstaut. Dann waren wir noch in Landsmeer bei dem Velohändler bei dem ich im Internet die Dahon Klappräder gekauft hatte, leider vergebens, er konnte uns bei meinem Untersetzungproblem beim Elektrovelo auch nicht helfen, er versucht aber nochmals mit der Generalvertretung eine Lösung zu finden, resp. ein gekröpftes 13er Zahnrad zu finden.

18.7.2012 Heimreise

Die vergangene Nacht haben wir beide nicht besonders gut geschlafen, Grund war der knarrende Mast Fuss, wahrscheinlich hat der immer wiederkehrende Regen das Holz zum Quellen gebracht und daher das knarren.

Wir haben beschlossen aufgrund des immer wiederkehrenden Regens die Reise ein bisschen früher zu beenden und heute nach Hause zu fahren.

Wir beschliessen auf dem Heimweg bei Sanne und Thomas (Neffe von Iggi) und ihrer kleinen Tochter einen Halt zu machen. Eigentlich wollten wir uns mit ihnen schon vor einer Woche in Friesland treffen – sie haben einen alten VW Bus zum Camper umgebaut – aber sie haben sich wegen dem schlechten Wetter zu einer späteren Fahrt entschlossen. Wir bestaunen ihr selber renoviertes Haus, das ist wirklich super geworden. Goed gedaan!

Aber auch hier müssen wir uns schon bald wieder verabschieden, wir haben noch einen weiten Weg vor uns, das GPS führt uns quer durch Holland und Deutschland über Schaffhausen in die Schweiz zurück. Kurz vor Mitternacht erreichen wir Männedorf wir laden die Sachen von Iggi aus und ich fahre weiter nach Unterengstringen. Das Ausladen spare ich mir aber für den nächsten Tag auf, es wird nochmals ein Tag verstreichen bis das Auto leer ist und alle Sachen versorgt sind.

Fazit

Zu viele Kilometer in zu wenig Tagen 4000km/20 Tage

Wir haben ein Schönwetter Auto – oder wer hat das Scheisswetter bestellt?

Wir sind noch nicht „richtig“ Offroad gereist und campiert.

Wir kommunizieren noch nicht optimal miteinander.

 

 

 

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