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Archiv Erika + Jürg - Reiseberichte - Südostafrika 2010 - Südafrika 2010 B - Kapstadt

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7. bis 14. April

Reiseroute: Kapstadt - Simonstown – Kap der guten Hoffnung – Kommetjie - Durbanville – Kapstadt/Tafelberg – Durbanville – Stellenbosch, 5 Reiseetappen, total 608 km.

Fotogalerie Kaphalbinsel

Kapstadt wieder zu besuchen, ist etwas Besonderes für uns, nachdem ich in den Jahren 1981 bis 1983 mehrfach hier war und damals am Sicherheits-Engineering-Projekt für das Kernkraftwerk Koeberg mitarbeitete. Zu dieser Zeit hatte Kapstadt 1.6 Millionen Einwohner, heute zählt es ungefähr 4 Millionen. Von Norden her kommend steuern wir direkt an den Bluebergstrand, um dort den Blick auf Kapstadt mit Tafelberg auf uns wirken zu lassen. Die Szenerie ist allerdings heute nicht so umwerfend (wie auf allen Kalenderbildern und in unserer Erinnerung), weil das Wetter düster und der Tafelberg fast vollständig mit Wolken verhüllt ist. Wir durchqueren im stockenden Verkehr die Grossstadt und fahren gleich weiter an die False Bay, über Muizenberg nach Fishhoek und schliesslich Simons Town. An dieser Bucht ist das Klima fast mediterran, die drei Orte leben dementsprechend primär von einem Fremdenverkehr der gehobenen Klasse.

Am folgenden Tag durchstreifen wir auf der Kaphalbinsel den dortigen Nationalpark, wobei wir den Anblick der besonderen Kap-Flora (hier Finbos genannt) in uns „aufsagen“. Bekanntlich ist die Kapregion von den 6 Blumenreichen der Erde flächenmässig weitaus das kleinste, aber mit Abstand das artenreichste. Die Landschaft ist dicht überwachsen mit vielen fast kugelförmig wirkenden Büschen, welche maximal 1.5m über Boden reichen. Proteas blühen momentan keine. Deren Blütenpracht könnte man hier im September/Oktober bewundern. Wir sehen hie und da Strausse, sowie Buntböcke und Paviane und fahren bis zum Parkplatz des Cape Points.

Dort erwandern wir zu Fuss die Felsen des Kaps der guten Hoffnung, dem südlichsten Punkt der Kaphalbinsel (und nicht etwa von Afrika, wie öfters zu Unrecht behauptet wird; den südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinentes, das Cape Agulhas, werden wir später noch besuchen.)

Auf dem Rückweg halten wir uns an die wilde westliche Küste der Kaphalbinsel, und schliesslich durchqueren wir erneut das Zentrum von Kapstadt, um in einem nördlich gelegenen Vorort Peet und Rita zu besuchen, wo wir schliesslich einige Tage auch wohnen bleiben. Hier und von hier aus machen wir diverse Vorbereitungs- und Unterhaltsarbeiten: Peet hilft mir beim Suchen eines Einstellplatzes für den Geo für die Zeit während unserer kommenden zweiten „Ferien“ in der Schweiz, und Rita bemüht sich bereits um Offerten für den Containertransport des Geos Ende Oktober nach Südamerika. Ich beauftrage einen Spezialisten, den CCD-Chip der Canon-Kamera zu reinigen, weil sich in den vergangenen Monaten wieder einiger Staub darauf angesammelt hat.

Um den Geo optimal für den nächsten Kontinent vorzubereiten, lasse ich die Kupplung wechseln, kaufe zwei neue Reifen und lasse diese montieren. Dann beschaffen wir bei einem Zeltnäher zwei neue Radabdeckungen, denn die bisherigen hat uns der Fahrtwind weggerissen.

In der grössten Shopping Mall Südafrikas, der Century City (auch Canal Walk genannt), machen wir Einkäufe und lassen uns die Haare schneiden. Wir suchen und finden Videos von apartheidskritischen Filmen aus den 70er und 80er Jahren, unter anderem „Cry Freedom“.

Fotogalerie Tafelberg

Als endlich mal strahlendes Wetter herrscht, fahren wir ins Stadtzentrum und von hier zur Seilbahnstation. Nach kurzer Wartezeit in der Menschenschlange können wir hochfahren. Wir wandern über die gesamte Tafelberglänge, um auf dem entferntesten Punkt der Tafelplatte den Blick auf das Hinterland von Kapstadt werfen zu können, wo das Stadtzentrum mit den verschiedenen nördlichen Vororten und den Siedlungen an der False Bay zusammenwächst.

Es ist zwar hier oben trocken und die Pflanzen sind herbstlich gestimmt. Man sieht aber, dass hier im Frühjahr eine Blumen- und Pflanzenpracht sondergleichen herrschen muss. Beim Fotografieren muss ich mich deshalb auf wenige kleine blühenden Blumen beschränken, sowie auf die grandiose Weitsicht ringsherum. Nach einer zweistündigen Wanderung über den Gipfel stellen wir uns wieder in die „Queue“, und fahren kurze Zeit später talwärts. Wir benötigen dringend Schatten.

Fotogalerie City Tour

An einem anderen Tag fahren wir zur Waterfront, wo gemäss Rita der Geo am sichersten parkiert werden könne. Von hier aus machen wir eine City Tour im Doppelstockbus mit offenem Dach. Uns fasziniert die Fahrt mit den ausgezeichneten Erklärungen (in 18 Sprachen) derart, dass wir sitzen bleiben und die zweistündige Rundfahrt in einem Zug absolvieren. Wir fahren kreuz und quer durch das Zentrum von Kapstadt, ein Mischung von modernen Hochhäusern und sorgfältig renovierten niedrigeren Gebäuden im kapholländischen Stil, mit den geschwungenen und verschnörkelten weissen Hausfassaden und mit den sauber geschnittenen Schilfgrasdächern.

In den Strassen ist viel Fahrzeug- und Fussgängerverkehr. Quirlig geht es zu in den seitlich sichtbaren Fussgängerzonen mit allerlei Verkaufsständen auf grösseren Plätzen. Der Sprecher mischt immer wieder Geschichtliches ein, und so bekommen wir einiges mit aus der Zeit der Apartheid und dem demokratischen Umbau des Landes unter Nelson Mandela. Sogar ein Teil dessen berühmter Inaugurationsrede wird im Kopfhörer eingespielt. Wir fahren durch die in der Apartheidszeit flachgewalzten Stadtgebiete (mit Zwangsumsiedlungen der Schwarzen und Farbigen). Noch sind diese Flächen nicht konsequent wieder bebaut worden. Ein grosser Teil davon hat lediglich Gras und Gestrüpp darauf. Dann fährt der Bus zur Seilbahnstation hoch, und von hier über den Pass zwischen Tafelberg und Lions Head.

Wir kommen nach Clifton, dem teuersten Pflaster von Kapstadt. Hier wohnen diejenigen, welche in der High Society gesehen werden wollen. Allerdings ist hier das Mikroklima sehr rau, und fast ständig weht hier ein starker Wind. Die Bäume am weissen Sandstrand sind schräg gedrückt davon. Wir umrunden die Landspitze, kommen am neuen, architektonisch wenig ansprechenden Fussballstadion vorbei, wo ja in Kürze das Eröffnungsspiel der Fussballweltmeisterschaft stattfinden wird. Dann sind wir wieder bei der Waterfront. Diese Überbauung mit einer Einkaufs-Mall, einem Hafen für Privatjachten und vielen Fisch-Restaurants gab es zu meiner Zeit 1983 noch nicht. Sie wurde seither auf aufgeschüttetes Gelände gebaut, und ist seither die zweithäufig besuchte Touristenattraktion in ganz Südafrika (nach dem Krügerpark und vor der Tafelberg-Seilbahn).