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Archiv Erika + Jürg - Reiseberichte - Südostafrika 2010 - Südafrika 2010 B - Atlantikküste

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28. März bis 7. April

Reiseroute: Port Nolloth – Springbok – Strandfontein – Lamberts Bay – Algeria – Citrusdal – Kapstadt, 6 Reiseetappen, total 1105 km.
Fotogalerie Strandfontein
Diese Teiletappe ist geprägt von Brandungsbildern an schroffen Felsen, Klippen und an breiten Sandstränden, von kühlen Tagen und kalten windigen Nächten, aber ebenso von der Kalahari, welche ansatzlos an der Atlantikküste beginnt und sich dann über weit mehr als 1000km gegen Osten ausdehnt. An unserem ersten Ankunftsort am Atlantik liegt Port Nolloth. Südlich und nördlich davon sind die Uferzonen als Diamantsperrgebiete markiert, und nur mit speziellen Bewilligungen zugänglich. Hier liegen nämlich Diamanten im Sand herum, welche aus Primärlagerorten (wie zum Beispiel dem Vulkanschlot in Kimberley) während Jahrmillionen durch Flüsse hierher ins Meer verfrachtet und von den Wellen immer wieder an Land gespült wurden. In den Küstenstädtchen haben einige Bootsbesitzer eine Lizenz zum Absaugen des Meeresbodens.

Es gibt keine der Küste entlang führende Hauptstrasse nach Süden. Von einem Küstenort muss man jeweilen 30 bis 60km landeinwärts fahren, und dann über Berge und durch Täler im Landesinnern einen südlicheren Ort ansteuern. Nach einiger Zeit erreichen wir so das Tal des Olifant Rivers, wo dank dem vorhandenen Wasser mitten in der Wüste Citrusfrüchte, Weintrauben und Tomaten kultiviert werden. In der Nähe der Mündung des Olifant Rivers in den Atlantik erreichen wir Strandfontein, wo wir einen ausgedehnten Strandspaziergang machen. Zuerst wandern wir im feinen weissen Sand und beobachten Möwen, welche Muscheln aus grosser Höhe fallen lassen, dann landen und die geöffnete Muschel verspeisen.

Etwas weiter hat es von der Ebbe freigegebene Klippen und Felsen, welche übersät sind mit schwarzen Miesmuschelbänken, wobei solche mit ausgewachsenen Muscheln, andere mit halbwüchsigen, und solche mit 3mm grossen „Baby“-Bänken vorkommen. Es hat auch Gruppen von einer Art Nestern, welche aus Sand und zerbrochenen Muschelschalen gemauert scheinen. Welches Tier darin lebt, ist uns nicht klar. Es gibt wundervolle Fotosujets an diesen Felsen. Beim Zurückschlendern fotografiere ich plastische Muster im Sand, welche entstehen, wenn das Wasser von einer oder von vielen Wellen ins Meer zurückfliesst. Ich fühle mich fast in die frühe Erdzeit zurückversetzt, und stelle mir vor, dass unser Planet auf seiner Oberfläche etwa so ausgesehen haben muss, nur massstäblich viel grösser.
Wir sind 5 Tage vor Ostern in Sorge, wo wir während den kommenden Feiertagen Übernachtungsplätze finden können. Wir wissen nämlich, dass die Südafrikaner über die Ostertage ausströmen, und sämtliche Lodges und Campingplätze besetzen, alles lange vorreserviert.

Fotogalerie Lamberts Bay
Im Nachbarort Lamberts Bay finden wir auf einem grossen Zeltplatz mit 220 Stellplätzen noch 5 „Oster-Plätze“ zur freien Auswahl. Wir beschliessen, hier bis Ostermontag zu bleiben. Am Gründonnerstag füllt sich dann der fast leere Campingplatz innert weniger Stunden zu einem dicht belegten und belebten Ort. So lernen wir hier einige Urgesteine aus Südafrika kennen: Einen Gamefarm-Besitzer aus dem Norden von Johannesburg, welcher uns freundlich zu einem gegrillten Snoek-Fisch einlädt. Dort  treffen wir einen Schlangenfänger und hören dessen Erzählungen interessiert zu, wie er die sehr giftigen schwarzen Mambas, die Kap Kobras oder die speienden Kobras durch Herumspielen während einigen Minuten ermüdet und sie dann fängt. Er erinnert uns etwas an Crocodile Dundee, mit seinem Aussehen und seiner lässigen Art. Schliesslich lernen wir Rita und Peet kennen, zusammen mit ihren neunjährigen Zwillingssöhnen Brendan und Waldo.
(Sie werden uns später beim Einstellen des Geo in Kapstadt sowie beim Transport des Geo nach Südamerika behilflich sein).
Sie motivieren uns, an einer geführten Dünenfahrt für Offroadfahrzeuge mitzumachen. Es nehmen weitere sechs Fahrzeuge teil. Wir üben zuerst das
Überqueren von Dünen mit wenig steiler Anfahrt und starkem Gefälle dahinter. Es geht darum, die Antriebskraft bis zum Kipppunkt zu behalten, aber mit sehr geringer Geschwindigkeit diesen zu passieren. Natürlich bleibe ich schon auf der ersten Krete stecken, und Peet muss mich rückwärts ziehen. Im Ganzen müssen sie mich dreimal ausgraben und befreien. Aber die Teilnehmer sind überhaupt nicht ärgerlich deshalb. Dies gehöre zum Fun, was mir da passiere.

Schliesslich fahre ich ganz flott die Dünen hoch und runter.
An einem anderen Tag besuchen wir die Vogelinsel vor dem Fischerort. Diese ist mittels eines „Breakwater“-Dammes mit dem Festland verbunden. Es hat hier unzählige Raubmöwen in der Luft und auf den Felsen sitzend. Von einem Beobachtungsgebäude aus sehen wir längere Zeit einer Kolonie von etwa 16‘000 Kap-Tölpeln zu, wie sie sich flügelschwingend „warmlaufen“ für den nächsten Start. Einige machen es richtig und starten auf der Strandseite, mit Gefälle, andere wiederum starten auf flachem Gelände und müssen beim Start vielleicht 10 Meter laufen, bevor sie die Füsse stromlinienförmig nach hinten legen können, und immer noch 50cm über Boden dann langsam an Höhe gewinnen. Einige brechen solche Versuche auch ab.

Es ist aber fast lustiger, die Landungen zu beobachten: Die Tölpel fliegen tief und flach an, ziehen ganz am Schluss hoch, mit den Beinen gegen vorne (ähnlich wie Pelikane), setzen dann mit den Füssen auf und fallen sogleich auf die Brust oder den Bauch. Haben sie deswegen ihren Namen? Es hat eine grosse Anzahl Jungtiere, welche fast die Grösse ihrer Eltern aufweisen, aber noch grau gefärbt sind. Wir haben keinen von ihnen fliegen sehen, nur fleissig Flügelschwingtraining machend. Es ist ein unbeschreibliches Kommen und Gehen, bzw. Starten und Landen. Wie die Tölpel ihren Partner und ihr Junges finden in dem Gedränge ist uns rätselhaft.

Wir spazieren ins Städtchen zurück und betrachten dabei die Diamanten-Saugschiffe, welche jeweilen für eine Woche nach Norden fahren in die Gegend von Port Nolloth, und dort im Meer bei günstigen Stellen mittels grossen Schläuchen den Sand und Kies vom Boden saugen und in Säcke abfüllen. Diese „Beute“ wird versiegelt hierhergebracht und gehört dem Schiffseigner, welcher dem Staat eine Schürflizenz bezahlt. Er muss dann die Diamanten „herausfiltern“. Schliesslich besuchen wir den Fischerhafen. Wir sehen, wie kräftige Zugfahrzeuge rückwärtsfahrend einen Schiffsanhänger bei einer Rampe ins Meer eintauchen. Dann fährt ein Fischerboot mit voller Motorleistung auf das Gefährt, und am Bug wird es festgezurrt.

Dann zieht das Zugfahrzeug das Ganze auf einen grossen Parkplatz aufs Trockene. Ein Lieferwagen fährt an der Seite vor, und die Snoek-Fische werden paarweise vom Schiff heruntergeworfen und gezählt. Ich schätze, dass diese etwa 2 bis 3 kg schwer sind. Ein Fischhändler erklärt mir, dass sie heute für 30 Rand pro Fisch dem Halter des Schiffes abgekauft werden, und in Kapstadt für etwa 80 Rand weiterverkauft. Bei einem der Boote schätze ich den Fang auf über 100 solcher Fische, und damit einen Ertrag von etwa 3000 Rand. 1500 Rand gehen an den Bootseigner, 1500 Rand an die achtköpfige Mannschaft. Während des Ausladevorgangs sind andere Crewmitglieder dabei, Fische am Rückgrat aufzuschneiden und die Innereien und den Kopf zu entfernen. Solche „flachen Dinger“ werden gleich vom Boot herunter verkauft.

Dann beginnt das Reinigen des Bootes, und die meisten fahren zu diesem Zweck zurück zur Rampe, um direkt aus dem Meer Reinigungswasser schöpfen zu können. Später hören wir, dass die Fischer im Laufe der Wochen und Monate mit ihrer Ausrüstung der Küste entlang von Kapstadt bis Porth Nolloth den Fischschwärmen folgen. Auch die Fischhändler müssen entsprechend riesige Distanzen mit der gekauften Ware zurücklegen, bis sie diese in Kapstadt verkaufen können.
Fotogalerie Citrusdal
Auf unserer Weiterfahrt Richtung Süden sehen wir grosse Gebiete mit Rooibos -Anpflanzungen und besuchen in Clanwilliam eine Teefabrik, wo Rooibos-Blätter (welche wie Nadeln aussehen) zu Tee verarbeitet werden.

 

 

 

Unterhalt am Geo

Erster Radwechsel wegen plattem Reifen.
Grosser Schmierservice und alle Filter ersetzen, Ölwechsel