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Archiv Erika + Jürg - Reiseberichte - Südamerika 2010+ - Brasilien 2010 - Itaipu

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12. November

Reiseroute: Foz do Iguazu – Itaipu - Foz do Iguazu, total 36 km. Fotogalerie

In der Nähe von Foz do Iguazu fliessen der Rio Paraná und der Rio Iguazu zusammen und bilden das Dreiländereck zwischen Brasilien, Argentinien und Paraguay. 1973 haben Paraguay und Brasilien einen Kontrakt unterzeichnet, um den Rio Paraná zu stauen und das damals weltweit grösste Wasserkraftwerk zu bauen.

Diesmal nutzen wir die Gegenheit, diese immense Einrichtung und den gewaltigen Eingriff in die Natur zu besichtigen (sonst könnte uns Jean-Pierre wie beim Cabora Bassa Staudamm wieder mahnen, dies sei eines Elektroingenieurs nicht würdig…).

Wir buchen dazu die Special Tour, welche mit einem Film beginnt, und alle Vorzüge des Projektes nennt: Neben der gewaltigen Energieerzeugung werde sehr viel für die Forschung für  erneuerbare Energie getan, auch für die Renaturalisierung an den Ufern des riesigen Sees, wo man vielen Pflanzen und Tieren neuen Platz und Schutz eingeräumt habe. Es wird geflissentlich verschwiegen, dass man mehr als 40‘000 Guarani-Indios umgesiedelt hat, und die wundervollen Wasserfälle Sete Quedas einfach im See hat verschwinden lassen, ebenso wie riesige Flächen von tropischem Regenwald.

Angesichts des heutigen Strebens nach sauberer Energie mag wohl dieses Werk trotz allem ein vernünftiger Kompromiss zu sein, wenn man bedenkt, dass die hier erzeugte Energie im Jahresschnitt etwa derjenigen von 10 bis 12 Kernkraftwerken entspricht…

Entsprechend werden uns riesige Einrichtungen und Installationen gezeigt: Eine fast hohle Staumauer, welche aus aneinandergereihten kathedralegrossen Kavernen besteht, mit dazwischenliegenden Betonwänden; also eine Art Wabenkonstruktion, nur dass hier die Wände immer noch 12m und mehr betragen.

Durch 20 gewaltige Druckleitungen von etwa 6m Durchmesser fliesst jeweils das Wasser eines halben Iguazu-Wasserfalles (der Rio Paraná hat etwa 10mal mehr Wasser als der Rio Iguazu!). Die  jeweils darunterliegende Francis-Turbine wird mit gegen 100m Niveaudifferenz betrieben.

Der Generator darüber hat einen Durchmesser von 16m und erzeugt eine Spannung von 18kV, welche noch in den Hohlräumen der Staumauer auf 500kV transformiert wird.

Mich beeindruckt nur schon die Verbindungswelle zwischen Turbine und Generator mit einem Durchmesser von gegen 2m. Ich stelle mir so die „Drehbänkli“ vor, wo man solche Wellen dreht, oder sogar die noch grösseren „Drehbänkli“ für das Überdrehen der 16m-Generatoren…

Auf Bildern erklärt man uns die Entstehungsgeschichte des ganzen Bauwerkes: Man musste zuerst eine gewaltigen Hilfsgraben und eine ersten Teil der Mauer bauen, wo man dass dauernd fliessende Paraná-Wasser dann durchlaufen lassen konnte, während dem man dan das restliche Tal komplett absperrte, um den Hauptdamm zu bauen.

„Itaipu“ bedeutet in der Sprache der Guarani-Indios „singender Fels“, welcher sich früher genau an der Stelle im Rio Paraná befand, wo sich heute die Staumauer befindet.

Das gesamte Werk ist so eingerichtet, dass Paraguay und Brasilien die erzeugte Energie hälftig teilen. Das viel kleinere Paraguay benötigt diese Riesenmenge bis heute nicht, und leitet sie in der Nähe des Kraftwerkes wieder über den Rio Paraná zurück, und verkauft sie an Brasilien. Das Werk deckt so genutzt 90% des Elektroenergiebedarfs von Paraguay und 20% des Bedarfs von Brasilien.