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Archiv Erika + Jürg - Reiseberichte - Südamerika 2010+ - Argentinien 2010 B - Cafayate

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03. … 05. Dezember

Reiseroute: Salta - Campo Qujano - Cafayate, total 272 km. Fotogalerie

Wir verabreden uns mit Olga am Plaza von Campo Qujano, damit sie uns den Weg zu ihrem Haus weisen kann. Mit ihrem Fiat Punto fährt sie die 3km voraus und biegt rassig durchs Tor auf ihr Grundstück. Ich kann gerade noch anhalten und verhindern, dass ich den Viehhüterdraht über dem Tor mit der Dachlast des Geo herunterreisse. Ich steige aufs Dach, hebe den Draht mit einem Gummiprofil leicht an und Erika fährt den Geo langsam einen Meter weiter. Nun  ist‘s geschafft, wir können vorfahren bis zum Parkplatz. Hier lernen wir Patrick kennen, den Mann von Olga.

Er zeigt uns seine Tiere und Pflanzen, und erzählt uns viel von seiner Art  „Doppelleben“, welches er seit fast zwanzig Jahren führt: Etwa 6 Monate in der Schweiz jährlich Geld verdienen, dann in Argentinien an seinem Haus und seinem Umschwung von 3 Hektaren weiterarbeiten. Er hat mit Olga ein kleines Paradies aufgebaut.

Später beim Nachtessen hören wir, dass jeweils auch Olga in der Schweiz gearbeitet hat. Sie ist ausserordentlich tierliebend; die beiden haben momentan vier Hunde, zwei Katzen, einen Esel, vier Pferde und etwa zehn Hühner. Patrick hält Bienen und produziert Honig. Im Garten hat er zwei selbstgebaute Lehmöfen und bäckt regelmässig sein Brot darin. Viele der Speisen, welche die beiden zubereiten, stammen ebenfalls aus dem Lehmofen, wie bei den Einheimischen hier üblich.

Patrick hat sehr viele Bäume und Sträucher angepflanzt. Er hat eine spezielle Beziehung zu jeder einzelnen Pflanze. Er erntet Quitten und macht Konfitüre daraus, ebenso aus den Pfirsichen. Dann sterilisiert er jährlich etwa 40l Tomatenpüree. Er erzählt uns, wie ein wildernder Hund mehrfach den Hühnerstall ausgeräumt hat. Er montiert Brutkästen und beobachtet den raschen Bezug dieser Einrichtungen durch Vögel.

Er hat seine Vorstellung von Lebensqualität und setzt diese konsequent um. Eigentlich bewundernswert….

Am nächsten Tag fährt uns Olga mit ihrem Fiat Punto in der näheren Umgebung herum, und erklärt uns detailliert in einem Tabakfeld, wie die Tabakpflanzen gesetzt, gepflegt, geerntet, getrocknet und weiter verarbeitet werden. Später hören wir, dass ihr Vater sein Leben lang auf solchen Plantagen als einfacher Arbeiter sein Leben verdient hat. Auch Olga hat in solchen Betrieben gearbeitet.

Wir fahren dann zu einem Feld, wo Arbeiter gerade einen frisch bestellten Acker bewässern und in mühsamer Handarbeit tausende Setzlinge für rote Pfefferschoten setzen.

Am dritten Tag führen uns Patrick und Olga durch das Valle de Lerma. Die rund 120km Fahrt ist sensationell: Nach jeder Talbiegung oder Felsnase öffnet sich ein überraschender Blickwinkel, mit neuen Gesteinsformen und verschiedensten Farbenzusammenstellungen zwischen rotem, grünem, gelblichen Sedimentgestein und schwarzem Basalt. Der schmale Talboden ist grün überwachsen, mit Bäumen und Büschen. Heute dürfen wir nach Lust und Laune anhalten, das Ganze bestaunen und fotografieren.

Besondere Attraktionen sind der sogenannte Teufelsrachen, das Amphitheater und schliesslich ein Aussichtshügel, wo man eine fantastische Rundsicht in eine farbige Bergwelt hat, welche uns wie eine riesige Arena umgibt. Irgendwo in einem Wäldchen am Fluss gibt es Morgenessen-Picknick à la Olga.

Das zerklüftete Tal endet schliesslich fast abrupt vor einer Hochebene, wo die vielen Weinkulturen auffallen, welche hier dem Wüstenboden abgerungen wurden. Hier liegt die Stadt Cafayate, welche primär von Weinbau und Tourismus lebt. Der Besuch eines Weinmuseums und eine Weinprobe bilden den Abschluss unseres gemeinsamen Ausfluges.

Vielen Dank Olga und Patrick für Eure Gastfreundschaft. Wir haben den Aufenthalt in Eurem Reich sehr genossen.