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Archiv Erika + Jürg - Reiseberichte - Südamerika 2010+ - Argentinien 2011 C - Cachi

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15. … 19. Februar

Reiseroute: Fiambala – Cafayate - Cachi – Campo Qujano, total 844km. Fotogalerie

Nach Cachi

(Fotogalerie)

Nun sind wir also wieder in Argentinien. Es ist inzwischen unsere sechste Einreise. Unsere Fahrt geht Richtung Norden über die Ruta Cuarenta bis Cafayate. Die Landschaft ist nicht wieder zu erkennen, seit wir im vergangenen Dezember hier südwärts fuhren: Die damals staubtrockene Wüste mit fast verdorrten Dornbüschen wirkt nun als grüne Ebene, und die Flusstäler quellen über von Pflanzen und Bäumen im Saft. Welch ein Wandel, dank der gegenwärtigen Regenzeit.

Von Cafayate aus benutzen wir diesmal die Naturstrasse Richtung Norden. Durch ein breites Tal fahrend gewinnen wir langsam an Höhe. Die Flächen seitlich des Flusses werden genutzt für Mais- und Gemüseanbau. Die Strasse vergeudet kein Kulturland und windet sich durch die Felsen am Rande der Talebene.

Plötzlich versperren senkrecht stehende, verwitterte Felsformationen das ganze Tal. Die Ungetüme müssen umkurvt werden, um zum dahinterliegenden flachen Talboden zurück zu finden. Es hat nun einzelne Dörfer und sogar Rebberge, mit schönen Herrschaftshäusern und kleinen Kapellen.

Dann endlich erreichen wir auf 2500m Höhe liegend das Dorf Cachi, tagsüber ein bekanntes Ausflugsziel für Touristenbusse. Hier quartieren wir uns ein und bleiben hier mehrere Tage, um uns bei angenehmen Temperaturen von den langen und rüttelintensiven Fahrten der letzten Tage zu erholen, aber auch um uns weiter etwas an die Höhe zu gewöhnen.

Allerdings gibt’s am Morgen eine unangenehme Überraschung: Unser Geo hat einen platten Reifen. Im Dorf hat es aber sogar eine Gomeria. Der Besitzer findet im Pneu tief eingepresst einen 4cm langen spitzen Stein. Er schleift den Pneu von innen sorgfältig an und klebt eine grosse Gummifläche darauf. Nach einer Stunde ist der Geo wieder fahrbereit.

Kakteen

(Fotogalerie)

Am Folgetag erforschen wir etwas das bei Cachi mündende Quertal. Auch hier werden die Talböden und teilweise die Abhänge landwirtschaftlich bebaut und genutzt. Es hat viele Obstbäume.

Etwas weiter hinten im Tal gewinnen die Kandalaberkakteen die Oberhand und zeigen sich zum Teil einzeln, oder es hat ganze Hänge voll davon. Wenige blühen. Aber am Boden hat es auch kleinere Vertreter dieser Wüstenpflanze, mit fast noch schöneren Blüten.

Cuesto del Obispo

(Fotogalerie)

Über den Cuesto del Obispo wollen wir heute nach Salta hinunter fahren. Alles ist wiederum sehr grün, trotz der Höhe über 3000m. Es hat wenige Guanakos und einige wilde Esel. Den Pass erreichen wir nach etwa 55km auf 3400müM. Dann geht es schnell abwärts, und plötzlich endet die Teerstrasse. Die Kiesstrasse wird rasch schmaler und in einer steilen Hangpassage liegen plötzlich Felsbrocken auf dem rechten Drittel der Fahrbahn. Für unseren Geo reicht es noch knapp für das Durchfahren. Links ist der Abgrund bedenklich nahe.

Ich sorge mich um die Fortsetzung der Piste abwärts, nachdem die Strasse recht schmal ist, und offensichtlich unter den Regenfällen gelitten hat. Die steile Hangstelle hat aber glücklicherweise keine weiteren Felsabbrüche mehr. Nun folgen weniger steile Hänge. Die Strasse macht aber viele Kurven und biegt hinein in kleine Seitentäler, wo meistens der Fluss etwas Geschiebe auf die Strasse gefüllt hat. Ich schalte den Vierradantrieb ein und überquere das schräge Kies und das fliessende Wasser ohne Probleme. Dies wiederholt sich mehrere Male, bis an einer Stelle der aufgeschüttete Kies hanginnenseitig über einen Meter beträgt, und mehrere Querwasserrinnen aufweist. Hier schalte ich in den Geländegang und traversiere auch hier, allerdings mit etwas Herzklopfen.

Schliesslich kommen wir zu einem grösseren Seitental, wo beidseits des Flusses je etwa 20 Autos darauf warten, dass ein Bagger die mit Kies überschwemmte Stelle freischaufelt. Dann starten von unten her erste Autos, und schon das zweite bleibt im nassen Kies stecken. Der Bagger muss es rückwärts stossen, für einen nächsten Versuch.

Niemand sorgt für Ordnung. Freche fahren der Kolonne vor und stellen sich vorne an. Die unten Wartenden haben die Strasse sogar zweispurig belegt, so dass dort alles blockiert und verstopft ist.

Nach vier weiteren Fahrzeugen, welche die Stelle gegen oben passieren, steckt ein weiteres Fahrzeug fest. Dieses wird nach langen Diskussionen mit einem Seil hochgezogen.

Ich kann nicht verstehen, dass man nicht zuerst die starken und 4x4-Fahrzeuge auffordert, durchzufahren, um die gestaute Stelle zu entlasten. Von der oberen Kolonne haben zwischenzeitlich lediglich vier hinunterfahren dürfen. Immer wieder kommen die unteren Wartenden dran, welche ja einen Kilometer weiter dann sowieso wieder feststecken. Nach etwa zweieinhalb Stunden Warten bewegt sich unsere Kolonne und zügig fahren wir alle durch den Bach. Wir sind noch auf 2500m Höhe und 100km von Salta entfernt. Kurze Zeit später beginnt dann auch wieder die Teerstrasse, und schon preschen die Argentinier mit den Personenwagen vor. Die wollen Zeit aufholen. Wenn das nur gut geht bei diesen Kurven und dem starken Gefälle…

Die grünen Hänge beidseits des Tales sind plötzlich zu Ende, weil sich hier Fluss und Strasse durch eine 20km lange Schlucht zwängen müssen. Es sind wiederum rote, vertikal aufgestellte Gesteinsschichten, sehr kantig und scharf verwittert. Dann wird das Tal wieder weit und grün und wir kommen auf die Ebene hinaus, in der auch Salta liegt. Hier besuchen wir kurz Olga und Patrick in ihrem Refugium in Campo Quijano, fahren aber gleich weiter, denn wir wollen möglichst wieder über 2500m Höhe übernachten.

(Eine Woche später hören wir dann, dass am Folgetag auf gleicher Strecke das Auto einer Familie von einer Schlammlawine erfasst wird. Resultat: Vier Tote. Nachträglich wird uns noch bewusster, wie nahe prickelndes Abenteuer und echte Gefahr beieinanderliegen…)